■ Im Prinzip ja: Kresnik um jeden Preis
Im Prinzip soll Johann Kresnik also an Castorfs Volksbühne kommen. Aber prinzipiell kommt er eben doch nicht. Das ist das grandiose Verhandlungsergebnis jener berühmten Chefrunde, die der Debatte um Kresniks Berlintauglichkeit Anfang dieser Woche ein Ende bereiten sollte. Aber anstatt sich endlich auf eine zukunftsweisende Kulturpolitik zu verständigen, wurde – Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – der Kresnik-unwillige Innensenator Heckelmann kurzerhand von den Chefgesprächen ausgeschlossen. Kultursenator Roloff-Momin verhandelte allein mit dem Regierenden Bürgermeister, um noch zu retten, was zu retten ist: Nach der Abwicklung der Staatlichen Bühnen braucht er Kresnik um jeden Preis. Anderenfalls fände sich in seinem mühsam „geschnürten Sparpaket“ wirklich nichts mehr als ein leeres Schiller Theater.
Gemeinsam heckten die beiden also den kuriosen Plan aus, Johann Kresnik nun doch nicht vom Land Berlin anzustellen – so erspart man sich nämlich die bisher verwehrte Unterschrift des Innensenators und die Zustimmung des Parlaments –, sondern per „Werkvertrag“ zum Dauergastspiel zu laden. Denn wenigstens solche Verträge darf der Kultursenator ohne Kniefall vor den CDU- Rechtsausläufern schließen. Heckelmann wäre ausgebootet, der Kultursenator hätte Wort gehalten. Sein Gesicht gewahrt hat er allerdings nicht. Denn weder ist bisher klar, ob sich Kresnik auf so einen Gastspielvertrag überhaupt einließe, noch hat der Kultursenator genügend Geld in seinem Honorartopf, um den Choreographen finanzieren zu können. Sein Haushalt müßte dafür aufgestockt werden. Und dafür muß eben das Abgeordnetenhaus um Zustimmung gebeten werden. Mit seiner Taktiererei hat sich Ulrich Roloff-Momin endgültig zum Spielball diffuser Partikularinteressen in den Senatsreihen gemacht. Mit Weltsicht und Weitsicht haben derart billige Siege nichts mehr zu tun. Am Ende sollte man Kresnik raten, in Bremen zu bleiben. Prinzipiell. Klaudia Brunst
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