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„Lechts und rinks kann man nicht velwechsern...“

■ betr.: „Das Ende des Prinzips Ver antwortung“ (Tissy Bruns), „Die große Verweigerung“ (Ralf Fücks), u.a. taz vom 11.10.93

Wer könnte es sein, der einer Schar ignoranter „Interventioneller“ den gewaltigen Akt der rüstungsgestützten „Nothilfe“ als Patentlösung für die „Befriedigung“ von „Konfliktherden“ bzw. die „Befreiung“ entwicklungsbedürftiger „Krisenregionen“ offeriert?

Ists Vegetius, wenn er spricht: „Si vis pacem, para bellum?“

Ists der über alle Partei- und Interessensphären schwebende Kameradschaftsbund UNO, für dessen Sicherheitsrat wir uns zu prädestinieren haben? Jene kostenträchtige (taz 7.8.93) Somalia-Stiftung, die uns in ihrer Selbstlosigkeit zum völkerbefreienden „Beistand“ gegen die neuentdeckten „Aggressoren“ aufruft, die, nachdem sie sich fernab aller westlicher Rüstungsgüterproduktion auf unergründliche Weise haben hochrüsten können, plötzlich wie (Atom-)Pilze aus dem Boden „schießen“? (Vgl. Wirtschaftswoche Nr. 35, Aug. 1992: „Balkan: Wer den Krieg finanziert“)

Ists der integre Friedensmanager W. Schäuble mit seiner Crew, der endlich einmal der neuen „Realität“ ins Gesicht zu schauen wagt, wenn er mit seiner vorbildhaft altruistischen Konzeption die Friedensbewegung als „erbärmlich“ diffamiert und zugleich in einer „außenpolitischen und militärischen Konzeption“ (Fücks) den „ungehinderten Zugang zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“ (Verteidigungspolitische Richtlinie vom 26.11.92) einklagt?

„Von deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen...“ (Fücks) „Nation“ und „deutscher Boden“ haben als Legitimationshilfen machtpolitischer Gelüste nach Weltgeltung zur Zeit eine unangenehme Durststrecke zu überwinden. Die 56er Selbstverteidigungsarmee hat sich ihres Schafspelzes entledigt und mausert sich in einem globalen Siegeszug der Anerkennung zur „Schule der Nationen“.

So lange, bis eine „gemeinsame europäische Friedensordnung“ (H. K. würde sagen:) „über uns gekommen“ sein wird, solange müssen wir der Welt genügend Realitätssinn in Form einer kampfbereiten und moralgestützten Truppe beweisen. Schließlich schwebt das (schwer rechtslastige) Gespenst der „außenpolitischen Isolierung der Bundesrepublik“ (Fücks) über allen militärpolitischen Diskussionen.

Zivildienst ist schlappe „Verweigerung“, der Dienst an der Waffe einem aufopferungsvollen Samariter-Dienst gleichzusetzen: „Leider ist die Welt so einfach nicht mehr zu sortieren.“ (Fücks) Und deshalb definieren wir uns einen anderen akuten militärischen Handlungsbedarf herbei: den „internationalen Kontext“ (Fücks). „Manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern...“

Irgendwann werden die „identitätsstiftenden Etiketten Gewaltfreiheit und Pazifismus“ (T. Bruns) schon kleinzukriegen sein, damit dem gesunden Volkskörper (gemäß seiner wirtschaftlich-militärischen Potenz) Raum verschafft werden kann an den Rohstoffplätzen dieser Welt. Irgendwann wird im friedensstiftenden Kampfdschungel des ignoranten Interventionismus die alterprobte Erkenntnis zu ihrem gutverdienten Recht kommen: Kriegerische Eroberungen „zahlen sich aus“. Alexander Berger, Lüneburg

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