: Eine nicht alltägliche Herausforderung
■ Acht Stunden sind ein Tag: taz-Gespräch mit dem 100 Kilometer-Läufer Günter Scharf
Günter Scharf vom Turnverein der Bahnhofsvorstadt kam am vergangenen Wochenende in Kiel mit acht Stunden, elf Minuten und 50 Sekunden verdammt nah an den Bremer Rekord im 100-Kilometer-Lauf (7:51).
taz: 100 Kilometer, das ist die Strecke Bremen — Oldenburg und zurück. Man muß wahrscheinlich verrückt sein, wenn man diese Distanz läuft.
Günter Scharf: Man muß Herausforderungen, die nicht alltäglich sind, verfolgen wollen.
Was bewegt jemanden, der auf diese Distanz geht?
Ich laufe jetzt seit neun Jahren die unterschiedlichsten Strecken. Mittelstrecke auf der Bahn, Straßenläufe, Stadtmarathons, Crossläufe, Erlebnis-Landschaftsläufe: Mich hat etwas Neues gereizt.
Wie ist das denn, wenn man so einen Wettkampf vor der Brust hat: Freuen Sie sich auf's Aufstehen morgens, oder denken Sie: Oh Gott, jetzt kommt die große Schinderei?
Man kann sich da richtig drauf freuen. Ich bin in diesen Lauf so ruhig wie selten gegangen, obwohl es etwas Neues war.
Man sagt, der Marathon beginnt bei Kilometer 30. Wo beginnt der 100 Kilometer-Lauf?
Ich würde sagen: Halbzeit ist bei Kilometer 60.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich bin in diesem Jahr im Wochendurchschnitt so 110 Kilometer gelaufen mit Spitzen von 140 bis 160 Kilometern. Als längste Trainingsläufe waren ein paarmal 50 und 60 Kilometer dran.
Registriert man eientlich die anderen Läufer unterwegs noch?
Ja. Neben der Veränderung, die sich so von der Natur her im Laufe dieses Tages abspielt, sind die anderen Läuferinnen und Läufer doch diejenigen, die Abwechselung bringen und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Wir hatten eine zehn-Kilometer-Runde, die man zehnmal durchlaufen mußte, mit einer kleinen Wendeschleife. Da ist man sich immer wieder begegnet, und da nimmt man die anderen sehr bewußt war.
Ab wann tut's denn weh?
Ich hatte das Glück, daß ich an keinem Punkt das Gefühl hatte: Jetzt mußt du mal gehen, jetzt tut's weh. Allerdings: Nach dem Laufen, wenn man erstmal steht, da gibt's dann schon Schwierigkeiten.
Woran denkt man denn die ganze Zeit beim Laufen?
Was man verdrängen muß sind die Gedanken an die Kilometer vor einem. Eine mentale Strategie besteht darin, an das Positive zu denken, was man hinter sich hat.
sind Sie eigentlich ein geselliger Typ?
Ich trainiere sicher über die Hälfte meines Pensums mit anderen zusammen. Fragen: mad
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