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Idealist und Verräter

■ Adolf-Henning Frucht ist gestorben

Bonn (taz) – Am Freitag vergangener Woche erlag der Mediziner und Physiologe Adolf-Henning Frucht in Berlin einer schweren Lungenerkrankung. Frucht hatte Anfang der sechziger Jahre als Leiter des Ostberliner Instituts für Arbeitsphysiologie von Plänen der Sowjetunion erfahren, einen speziellen Kampfstoff zu entwickeln, um das Frühwarnsystem der USA in Alaska auszuschalten. Frucht, der ein Enkel des liberalen Berliner Theologen und ersten Präsidenten der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft (Heute: Max-Planck- Gesellschaft) war, informierte den amerikanischen Geheimdienst von diesem Forschungsprogrammen. Im Mai 1967 wurde der Wissenschaftler von den DDR-Behörden festgenommen und im Jahr darauf vom Militärstrafsenat des Obersten Gerichts zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Er saß die Strafe bis zu seinem Austausch gegen einen chilenischen KP-Funktionär 1977 im berüchtigten Gefängnis Bautzen II ab, vier Jahre davon in Einzelhaft.

Danach lebte Frucht bis zu seinem Tod in Westberlin. In den letzten Jahren beschäftigte er sich verstärkt mit dem Problem der Verantwortung der Naturwissenschaftler für ihre Forschungsergebnisse. Schon in der Nazi-Zeit hatte er als Kurier die Arbeit für den Widerstand seines Onkels Ernst von Harnack im Goerdeler Kreis unterstützt. Nach dem Krieg, den Frucht als Truppenarzt erlebte, organisierte er zunächst das Krankenhauswesen in Sachsen, bevor ihm dann die Leitung des Instituts in Berlin übertragen wurde. J.Z.

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