: Volles Geständnis
■ Frauenmörder Alfred Banz wegen Vergewaltigung vor Gericht
„Das, was der Staatsanwalt sagt, stimmt so. Ich möchte nicht, daß die Zeuginnen das noch mal durchmachen müssen.“ Mit schwerem Asthma-Atem legte Alfred Banz gestern gleich zu Beginn des Prozesses ein Geständnis ab. Der 48jährige Santa-Fu-Häftling muß sich vor der Großen Strafkammer 2 wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verantworten.
Die Taten haben sich bereits zwischen 1979 und 1983 zugetragen. Banz, der wegen mehrfacher Vergewaltigung und Mord zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt worden war, genoß damals viele Freiheiten. Er galt zeitweise sogar als Musterhäftling, da er in einer kreativen Phase als Maler auch außerhalb des Knastes bekannt wurde. Aus diesem Grund konnte Banz sich in Santa Fu relativ frei bewegen. Das nutzte er, um im September 1979 eine Studentin, die den Inhaftierten Unterricht erteilte, in seine Zelle zu locken. Dort überfiel er die Frau, warf sie mit den Worten: „Mir kann sowieso nichts mehr passieren“ auf sein Bett und vergewaltigte sie.
Im November 1982 zwang Banz eine Abteilungsleiterin in der Anstaltsbibliothek unter Androhung massiver körperliche Gewalt zu sexuellen Handlungen. Im Sommer 1983 vergewaltigte er eine weitere Abteilungsleiterin in der Bibliothek. All das wurde aber erst Ende der achtziger Jahre öffentlich bekannt, weil Santa-Fu-Anstaltsleiter Wolfgang Sarodnik sie verschwiegen hatte. Angeblich, um die Privatsphäre der Opfer zu schützen; böse Zungen behaupten jedoch, um den Modellversuch des liberalen Strafvollzugs in Hamburg nicht in Verruf zu bringen.
Banz' Anwalt Gerd Strate hatte vor Prozeßbeginn auf seinen Mandanten eingewirkt, ein umfassendes Geständnis abzulegen. Ob damit den Frauen die Gerichts-Tortur erspart bleibt, ist ungewiß. Der Staatsanwalt beharrt noch auf einer Aussage, weil es für seine Strafbemessung wichtig sei, in welchem Erregungszustand sich Banz zu den Tatzeiten befunden habe. Strate: „Nach so vielen Jahren etwas über den Zustand sagen zu können, ist sehr unwahrscheinlich.“
Kai von Appen
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