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Betr.: "Kino in Schwarzafrika"

Das afrikanische Kino hat bis heute weder ein Genre begründet noch nennt es eine wirkliche „Geschichte“ sein eigen. Man mag von der „Form“ der Filme enttäuscht sein, aber nur, weil man in Afrika zu entdecken hofft, was man gewohnt ist, anderswo zu finden. Unter diesem Gesichtspunkt „gefallen“ die Filme Sembènes, Cissés oder Med Hondos: Sie haben eine beruhigende Wirkung, sie stellen thematische und ästhetische Bezüge her, die man wiedererkennt. „Xala“ schwimmt im Fahrwasser von „Viridiana“ (Luis Buñuel, 1961), „Finye“ oder „Camp de Thiaroye“ erinnern an „Z“ (Costa-Gavras, 1968), „West Indies“ an das amerikanische Musical, „Sarraounia“ an ein mittelalterliches Epos... Eine Schlußfolgerung läßt sich ziehen aus den großen „Themen“ des schwarzafrikanischen Kinos, den „ästhetischen Formeln“ der in sich geschlossenen oder auf einen ästhetischen Entwurf kontemplativer Natur ausgerichteten Erzählung. Diese Themen verweisen auf die großen Systeme symbolischer Objekte, auf ein religiöses, philosophisches oder einfach nur kinematographisches Imaginäres, welche ihrerseits eine gewisse „Technik“ erfordern. Diese Schlußfolgerung ist mit Vorsicht zu genießen, sie beinhaltet ein Pauschalurteil, das durchaus angreifbar ist („Sarraounia“, „Yeelen“): daß es so etwas wie eine ästhetische Formel gäbe, die auf „visueller Armut“ gründet. Zugrunde liegt das Imaginäre des Alltags, der sich verändern muß, des Alltags, den die Filmemacher vereinfachen, um ihn für ihre Zwecke dienstbar zu machen. Man schreibt dies gern einem Mangel an „Technik“ zu, doch sind wir überzeugt, daß diese visuelle Armut weniger damit zusammenhängt, daß es keine „Filmindustrie“ gibt, sondern damit, daß uns afrikanische Filme mehr zu sagen als zu zeigen haben.

Aus: „Kino in Schwarzafrika“

von Pierre Haffner, Institut

Francais de Munich, 1989

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