■ Das Portrait: Cornelia Froboess
Sie war der erste Teenager hierzulande. Da hieß sie noch Conny, trug Jeans und sang sich die Hitparaden rauf und runter. War für die Jungs der ausgehenden 50er Jahre Peter Kraus das Idol, so spielte Conny dazu den weiblichen Part: kess und ohne Widerspruch, modern und bar jeder Erotik. „Beste Vorkriegsware in sterilisierter Nachkriegs-Kunststoff-Verpackung“, befand damals Jean Améry und bezichtigte eine ganze Generation des „Connyformismus“. Tatsächlich entdeckten die Platten- und die Textilindustrie mit Conny erstmals die Portemonnaies der Nachkriegsjugend. Alle wollten so sein wie die ewig Gutgelaunte aus Berlin. Und die gab gern den Ton an, mit unzähligen Schlagern und in den passenden Filmen dazu. „Modern ist, was chic ist für Twens“ sang sie, und „Wir lieben die Bardot und den Geist von Cocteau“. Der deutsche Teenie-Zeitgeist hatte seine Stimme.
Der erste weibliche deutsche Teenager Foto: Oda Strenberg
Dabei war die Teenager- Karriere der damals 16jährigen schon das erste Comeback nach ihrem Start als Kinderstar. Angefangen hatte die Tochter des Ufa- Toningenieurs und Komponisten Gerhard Froboess 1951 als die „Kleine Cornelia“. Da sang sie vor dem Rias-Mikro von „Tom Mix“, packte die Badehose ein, „und nischt wie raus zum Wannsee“ und spielte ihre ersten Filmrollen, Typ Berliner Göre. „Ne, ne, die Schlagerträllerei hat keene Zukunft“, zitiert sie ihr einstiger Film- und Plattenpartner Peter Kraus in seinen Memoiren. Conny packte mitten im größten Geschäft ihre Jeans und kessen Sprüche ein und nahm Schauspielunterricht. 1963 debütierte sie am Salzburger Landestheater. Seitdem steht sie auf fast allen großen Bühnen im deutschen Sprachraum: als Emilia Galotti und Minna von Barnheim, als Viola in Shakespeares „Was ihr wollt“, in der Titelrolle von Wedekinds „Lulu“ und als Lotte in Botho Strauß' „Groß und Klein“. Die Münchner Kammerspiele werden schließlich ihre Bühnenheimat. Nebenbei übernimmt sie Gastrollen in diversen TV-Krimis und -Serien, zuletzt als kettenrauchende Apothekerin Pia in „Praxis Bülowbogen“. Für Fassbinder ging sie 1982 noch einmal vor die Filmkamera, ihre Rolle in „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ brachte ihr den Goldenen Bären bei der Berlinale ein. Heute wird die Schauspielerin Cornelia Froboess 50 Jahre alt. eka
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen