Homosexuelle Leitbilder im Pastorat?

■ Die erste und bisher einzige deutsche Gemeinde für Schwule und Lesben, die Hamburger MCC, feiert ihren fünften Geburtstag

In Hamburg ist sie keine Vision mehr - die Gemeinde, in der Homosexualität nicht verheimlicht werden muß, zu deren sonntäglichen Gottesdiensten mehr als 50 Prozent der Mitglieder kommen und während derer auch mal Spiele gespielt statt hochkirchlichen Predigen gelauscht werden. Deutschlands erste Kirche für Schwule und Lesben, die Basisgemeinde der Metropolitan Community Church (MCC) in Hamburg, feiert heute und morgen ihr fünfjähriges Bestehen im CVJM-Haus an der Alster.

„Wir sind eine Kirche für jeden, Schwule und Lesben und Heterosexuelle“, sagt Pastor Thomas Friedhoff. Der 37jährige Theologe gründete die Gemeinde nach dem amerikanischen Vorbild der MCC. Gemeinsam mit Pastor Daniel Werner betreibt er Seelsorge für Homosexuelle, die noch immer aus der Kirche rausgeschmissen werden, denen das Abendmahl verweigert wird, oder die „übertrieben liebe Fürsorge als verirrtes Schaf erhalten“, so Friedhoff. „Wir hatten die Wahl, entweder einen ewigen Existenzkampf in der alteingesessenen Kirche zu führen, oder selbst eine zu gründen.“

Die beiden homosexuellen Pastoren, der eine Baptist, der andere evangelisch-lutherisch, wollen „die gute Nachricht in die schwul-lesbische Welt hineintragen“. Und die scheint anzukommen. Auf rund 120 Mitglieder ist die Gemeindezahl schon angestiegen, zehn Prozent davon sind heterosexuell, Tendenz steigend. Aus ganz Deutschland kommen schwul-lesbische Paare, um Gottes Worte zu hören oder um den kirchlichen Segen für die Zweierbeziehung zu erbitten.

Doch erst zwei Paare wurden in Hamburg getraut, denn die MCC knüpft eine Bedingung an die Hochzeitszeremonie: „Die Paare müssen bereit sein, die Paarsegnung öffentlich zu machen,“ meint Pastor Werner. Die Ausgestaltung der Hochzeit - ob mit dem Schwur „bis daß der Tod euch scheide“, oder als Versuch des Zusammenlebens deklariert, bleibt den Paaren überlassen. „Die meisten erhoffen sich jedoch eine rechtliche Absicherung, die können wir nicht geben“,sagt Werner.

Auch auf Kirchenmoral haben die MCC'ler keinen direkten Einfluß. Das Bischofkollegium der Nordelbischen Kirche brachte jetzt ein Diskussionspapier heraus für „den Umgang mit homosexuellen Pastoren“. Darin ist zu lesen, das „Homosexualität kein Amtshindernis“ mehr sei, jedoch das „Zusammenleben homosexueller Paare im Pastorat mit der Leitbildfunktion der PastorIn nicht vereinbar ist“.

Katrin Wienefeld