: Ursprünge der Gewalt
■ betr.: „Männer gegen Männerge walt“, taz vom 23.9.93
[...] Der Streit über das Gewaltmonopol des Staates, dem nun Eingriffsmöglichkeiten gegen familiäre Gewalt gegeben werden sollen, wird, so steht zu befürchten, die Verfechter konsequenter Gewaltfreiheit nur in die alten Lager der Fundamentalisten und Realisten spalten. Beide fordern die Gewaltfreiheit mit einem Ausschließlichkeitsanspruch, dessen Realitätsferne sie sogar eingestehen, der aber bisher zu keinem aufzeigbaren Erfolg führte, trotz psychotherapeutischer Selbsthilfe der neuen Männer. Selbst die Erfolge polizeilicher Öffentlichkeitsarbeit bestehen doch letztlich nur in der Schwerpunktverlagerung der Tatorte. Die Familie bleibt alternativlos ergiebigste Brutstätte menschlicher Verhaltensweisen des Für- aber auch des Gegeneinanders. Sie soll als Hort der Widersprüchlichkeiten, als Reproduktionsstätte des Widersächlichen liquidiert werden. Doch das eine geht ohne das andere nicht! Die Züchtung von Phobien, die Aufrechterhaltung latent rassistischer Denkmuster wie „typisch männlich“, „typisch weiblich“, sind die herrschaftsbedingten Gewaltmittel einer Kriegshochleistungsgesellschaft von Zivilisten, die nicht erst jüngst in die Politikverdrossenheit desertierten. Schon mit der Möglichkeit eines nuklearen Armageddons hatte ein massiver Vernichtungsaktionismus demokratischen Selbstbewußtseins eingesetzt. Veranstaltungen des beredten und beschweigenden Verweigerns im unverdrossenen Palavern, aggressive wie degressive Betulichkeit, kränkende Enttarnungen und Entdeckungen, privat oder öffentlich, kanalisieren die Gewalt zu einem angeblich kontrollierbaren Deeskalationsort, an dem die Gewalt möglichst auf alle Beteiligten unseres demokratischen Gemeinwesens verteilt werden soll! „Alle Gewalt geht vom Mann aus!“ Dieses Beinahefazit spiegelte für mich den neusten Erkenntnisstand der Schlußveranstaltung der Männerberatungsstelle „Manege“ „Männer ent-decken Gewalt“. Ed Shah
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