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Zynisches Naturgesetz

■ Vehementer Mitarbeiter-Protest gegen Sparbeschlüsse der Nordelbischen Kirche

Thomas Berard ist „empört“. Der Vorsitzende des Verbandes Kirchlicher Mitarbeiter (VKM) hat gestern scharfen Protest angemeldet gegen die Sparbeschlüsse der Nordelbischen Kirche. Auf der Synodentagung am Wochenende in Hamburg war von einem tiefgreifenden Stellenabbau die Rede gewesen (taz berichtete). Der VKM ist die Gewerkschaft der rund 30.000 Mitarbeiter in Kirche und Diakonie.

Es sei „zynisch“, so der VKM-Chef, wenn sich die Synode auf der einen Seite für den Immobilienbesitz der Kirche und den Erhalt der Pastorenstellen einsetze und zugleich den Stellenabbau für Mitarbeiter damit begründe, daß diese eine „Funktionärskirche“ repräsentieren. Denn die „Funktionäre“ , so Berard, seien ja wohl die Pastoren und nicht die Küster, Gemeindeschwestern, Diakone, Erzieherinnen und Verwaltungskräfte.

Berard kritisierte insbesondere den Vizepräsidenten des Nordelbischen Kirchenamtes, Oberkirchenrat Gerd Heinrich. Er hatte aufgrund sinkender Kirchensteuereinnahmen einen „besonnenen sozialverträglichen Abbau hauptamtlicher Stellen“ vorgeschlagen. Wenn die Kirche sparen müsse und die Personalkosten zugleich 80 Prozent des Haushaltes ausmachten, sei der Abbau von Stellen ein „Naturgesetz“, so der Oberkirchenrat.

Dabei hatte Heinrich aber die 1.600 Pastorinnen und Pastoren in Nordelbien von Sparmaßnahmen weitgehend ausgenommen. Ihr Verhältnis zur Gemeindegliederzahl sei „realistisch“. Ein Pastor habe im Schnitt 2.300 Gemeindemitglieder zu betreuen. Thomas Berard hält dagegen, daß die Mitarbeiter nach der Verfassung der Nordelbischen Kirche dieselbe Legitimation hätten wie Pastorinnen und Pastoren. smv/epd

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