Neue Pläne und Köpfe beim Kunstverein

Er soll „eine Servicestation des zeitgenössischen Denkens“ sein, ginge es allein nach dem Willen des Direktors. Doch Montag abend auf der Jahresversammlung waren die Mitglieder des Hamburger Kunstvereins vor allem an dem 1992 erwirtschafteten Viertelmillionen Defizit interessiert. Die Kosten sind leicht mit dem durch den Kunsthallenneubau erzwungenem zweimaligen Umzug zu erklären und die Kulturbehörde hat inzwischen den Großteil dieser Kosten ausgeglichen.

Doch bei manchen Mitgliedern verfestigte sich der Eindruck, Direktor Schmidt-Wulffen sorge mit seinen kompromißlos aktuellen Ausstellungen nicht genug für Einnahmen. Doch Ausstellungspolitik nach „Einschaltquoten“ sei mit ihm nicht zu machen, konterte dieser und fand schließlich den Applaus der Versammlung, die sich darauf besann, eine Institution zu sein, die es nicht nötig hat, finanziell riskanten und inhaltlich unbegründeten Publikumsrennern nachzuschielen.

Mit 2700 Mitgliedern, 870.000 Mark Subvention und einem neuen Haus gibt es eigentlich viel Grund, eine grandiose Zukunft zu erwarten. 120 gesponserte Fernsehmonitore werden dem Haus als erstem Kunstverein der Welt in Kürze auf Dauer ein mediales Schaufenster bescheren und sogar die tagtäglich tausendfach vorbeirauschenden Autofahrer beeindrucken. Einige der kommenden Programmpunkte sind im Dezember zur Osteuropa Messe ART Hamburg eine kleine Ausstellung Moskauer Künstler, nächstes Jahr eine Schau des vielseitigen New Yorker Künstlers Matt Mullican und des französischen Architekten Jean Nouvelle.

Besonderes Ereignis der Mitgliederversammlung war aber die alle drei Jahre anstehende Neuwahl des Vorstandes. Bestätigt wurden die Vorsitzende Maja Stadler-Euler, Helmut Leppin von der Kunsthalle, die Galeristen Ulrich Dörrie und Michael Hauptmann sowie der Kassenwart Sternberg. Neu dabei sind die Galeristin Vera Munro, die Kunstvermittlerin Janis Minks, der Rechtsanwalt Klosterfelde und der konkrete Maler Rolf Rose, der damit der einzige Künstler im von Kunstvermittlern dominierten Vorstand ist. Hajo Schiff