: Schlechter Rat ist teuer
Politische Links-Grufties kennen die klassische Reimantwort auf die rhetorische Frage: „Wer hat uns verraten?“ – natürlich: „Sozialdemokraten!“ Die Energiepolitik der SPD bot immer wieder reichlich Gelegenheit, diesen Reim zu recyceln.
Zwei kleine Hamburger Anti-Atom-Inis machen sich derzeit freilich einen ganz anderen Reim. Für die braven Schornsteinkletterer von Robin Wood und das wortgewaltige Gewaltfreie Aktionsbündnis sind die Grünen jetzt plötzlich die eigentlichen Bösen. Ein Urteil, das in eine gut vorbereitete Vorurteilslandschaft paßt: Lassen sich die Grünen auf die SPD ein, können sie nur als Verräter grüner Inhalte überleben.
Kleiner Schönheitsfehler: Die Inis irren. Damit nicht genug: Sie selbst haben mit unausgegorenen Vorschlägen und falscher Beratung ganz erheblich dazu beigetragen, daß die rot-grüne Energieverhandlung zum De-saster für die GAL wurde. Daß Hamburg den Atomausstieg aus den vier Nord-AKWs weder kaufen noch bezahlen kann, ist eine Binsenweisheit, zu der es nicht des „Herrschaftswissens“ der SPD bedurft hätte.
Statt die SPD mit konkreten Energiewende-Konzepten unter Druck zu setzen, rannte die GAL in eine selbstgestellte Kompetenzfalle. Daß dennoch ein vorsichtiger Einstieg in den Ausstieg aus Brunsbüttel erreicht wurde und Voscherau sich erstmals öffentlich hinter die Taktik der schleswig-holsteinischen SPD stellen mußte, mit Sicherheitsauflagen die AKWs zu bremsen und zu verteuern, ist da schon ein erheblicher Erfolg.
Der Ausstieg von Robin Wood und Gewaltfreien kann mit Erleichterung registriert werden. Während die Inis Nachhilfe in Ausstiegsszenarien nehmen, kann sich die GAL endlich kompetentere Berater suchen.
Florian Marten
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