: Wohnungen statt Autos
■ 8.000 Wohnungen auf Ex-Mercedes-Gelände?
Potsdam. Das Land Brandenburg will vom Automobilkonzern Mercedes-Benz 185 Hektar des nicht genutzten Landes in Ahrensdorf bei Berlin zurückkaufen. Der gebotene Quadratmeterpreis liegt allerdings um 16 Mark über dem damaligen Kaufpreis. Bauern und die Kommune hatten vor zwei Jahren das Land an den Automobilkonzern zu einem Qudratmeterpreis von zwölf Mark verkauft. Immerhin hätte Mercedes auf dem Gelände schon erhebliche Investitionen getätigt, begründete der brandenburgische Bauminister Hartmut Meyer (SPD) gestern die Preiserhöhung. Insgesamt wird mit einem Investitionsaufwand von 51 Millionen Mark gerechnet.
Im November 1992 hatte sich der Plan der Mercedes-Benz AG zerschlagen, ein LKW-Werk mit über 3.000 Arbeitsplätzen zu errichten. Der Konzern begründete damals die Absage mit Absatzproblemen. Jetzt will Meyer auf dem Gelände 8.000 Wohnungen schaffen. Der Stuttgarter Konzern hat den Plänen Brandenburgs bisher nicht zugestimmt.
Nach Informationen des Bauministers weigert sich Mercedes- Benz bislang, die bewilligten 300 Millionen Mark an Fördergeldern in voller Höhe zurückzuzahlen. Das Unternehmen will 25 Millionen Mark mit dem Hinweis auf bereits getätigte Planungs- und Entwicklungsarbeiten zurückbehalten. Zudem beansprucht der Konzern, 35 Hektar weiter zu nutzen. Das Gelände mit hervorragendem Autobahnanschluß werde von Mercedes-Benz möglicherweise als „Truckport“ genutzt, meinte Meyer. Auch sei die Errichtung eines regionalen Versorgungslagers und eines Gebrauchtwagenzentrums vorgesehen.
Die Planung der restlichen 185 Hektar soll jetzt international ausgeschrieben werden. Als Vorgabe für den geplanten Wettbewerb nannte Meyer, daß mindestens 100 Hektar für die Schaffung von Wohnraum und 40 Hektar Grünfläche berücksichtigt werden. Das Projekt in Ahrensdorf war in der Potsdamer Kabinettssitzung am vergangenen Dienstag noch umstritten. Vor allem die weitere Besiedlung des Berliner Speckgürtels wurde hier kritisiert. Meyer versprach, alle diese Bedenken auszuräumen, bevor der Vertrag unterschrieben werde. Zudem sicherte er eine enge Abstimmung bei der Planung mit Berlin zu. Anja Sprogies
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