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■ DaumenkinoDreifache Locke

Foto: Verleih

Hartnäckig hält sich das Gerücht, so eine Filmkritikerin hätte ein bonfortionöses Leben, immer auf Staatskosten Filme gucken, sich schon vormittags in Plüschsesseln lümmeln und so fort. Das Gegenteil ist der Fall. Wer ständig hinter die Kulissen gucken muß kriegt abends keinen mehr hoch, nicht einen. Zum Beispiel: Die dreifache Locke kam nach Auskunft der Produzentin Helga Bähr folgendermaßen zustande: „Wir wurden uns mit der französischen Produktion einig, haben den Vertrag gemacht und dann das Projekt durch alle Gremien gejagt – und ich muß sagen, es ging wie Butter durch!“ Na prima! Mein' Glückwunsch! Dann kann das ja nur ein Bom-ben- film sein, was sie da gemacht haben. Der Stoff legt's auch nahe: Ein trauriger Pariser Arbeiterfriseur – Einzelgänger aber doch in gutem Kontakt zum Nachbarn Metzger Roland – der bei einem Abendspaziergang einen jungen Mann aus dem Fluß zieht, in den der Liebeskranke sich stürzte. Zusammen fahren sie ins tschechische Karlsbad zum Friseursmarathon. Weil niemand den früheren Maestro erkennt, und er es in seiner mediterran-zwanglosen Art versäumt hat, sich anzumelden, hätten sie fast unverrichteter Dinge abziehen müssen. Dann aber tritt er doch noch an, und alles ist in Butter.

Wie so oft schwimmt eine Fliege in diesem Europudding: Die wirklich glanzvollen Zeiten liegen weit zurück, früher hat George mal Grace Kelly frisiert, früher gab es noch einen Kinoerzähler, früher gab es einen deutschen Kurort Karlsbad, früher war Letztes Jahr in Marienbad. Vorbei, vorbei, vorbei. mn

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