: Verein fordert Museum für Kinder
■ Die Kulturverwaltung ist aber mit den vorhandenen zwölf Kinderabteilungen zufrieden
Ein Berliner Kinder- und Jugendmuseum läßt weiterhin auf sich warten. Entgegen der Forderung des Vereins „Neues Universum“ nach einem Kindermuseum setzt die Kulturverwaltung auf das Konzept dezentraler Einrichtungen. „Wir haben in zwölf Museen Abteilungen für Kinder und Jugendliche, ein Museum eigens für Kinder wäre pädagogisch nicht sinnvoll“, meinte der Sprecher der Kulturverwaltung Rainer Klemke auf Anfrage der taz. Ein ganzes Museum nur für Knirpse würde die jungen Besucher überfordern. Der Senat versuche die Kids durch die speziellen Abteilungen in die Museen zu locken.
Der Verein „Neues Universum“ hält dagegen die Konzeption der Kulturverwaltung für unzureichend. Wie Vereinsmitglied Yvonne Leonhard gestern auf einer Pressekonferenz sagte, werde ihr Verein bis zur Einrichtung eines Kindermuseums an verschiedenen Orten Ausstellungen veranstalten. Die Pressekonferenz fand im Rahmen der Fachtagung „Hands on, Kinder- & Jugendmuseum – Kulturort mit Zukunft“ im Haus der Kulturen der Welt statt.
Der Verein setzt sich schon seit vier Jahren für die Gründung eines Kindermuseums ein. Die Kosten würden etwa vier Millionen Mark betragen. Pressesprecher Klemke erklärte, daß eine Steigerung der Ausgaben angesichts der Haushaltslage im musealen Bereich nicht möglich sei.
Die erste Werkstatt-Ausstellung für Kinder und Jugendliche veranstaltet der Verein im September kommenden Jahres. Unter dem Titel „Fliegende Koffer“ soll die Erfahrung afrikanischer Lebenswelt im Vordergrund stehen. „Die Kinder kennen diesen Kontinent bislang nur als Katastrophengebiet aus der ,Tagesschau‘, wir wollen die kulturelle Reichhaltigkeit Afrikas vor Augen führen“, meinte Leonhard. Das Konzept sieht vor, daß sich die jungen Besucher auf spielerische Weise und durch sinnliche Aneignung mit den jeweiligen Themen auseinandersetzen und Ängste – wie beispielsweise vor fremden Kulturen – abbauen sollen.
In der Bundesrepublik gibt es bislang kein Kinder- und Jugendmuseum. In Amerika hingegen hat diese Einrichtung eine über 100 Jahre alte Tradition. Dort gibt es über 200 Kindermuseen. Thomas Nagel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen