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■ Heute im Modernes: US 3Die Jazzdiebe

Heute im Modernes: US 3

Die Jazzdiebe

Nun hat es auch den Jazz, den ehrwürdigen, getroffen: Nach Soul, Funk, Heavy Metal und diversen Rock-Klassikern geraten neuerdings auch ältere Blue Notes in die große Recyclingmaschine des HipHop.

Am anderen Ende kommt dann ein Bastard heraus, der immerzu groovt und mechanisch mit dem Hintern wackelt, aber gleichzeitig prima mit den Fingerspitzen schnippen kann: Jazz-HipHop.

Die aufgeweckteren unter den heimischen Tanzlokalen haben's schon bemerkt und setzen ihn nun regelmäßig zur Stimmungsmache ein. Jetzt aber kommt der Bastard auch leibhaftig zu uns: in Gestalt von US 3, dem derzeit erfolgreichsten Unternehmen der neuen Branche.

Und tatsächlich klingen die Jazzlicks der Marke US 3 meist knackiger und gefühlvoller als bei der Konkurrenz. Nicht weil sie wirklich originell, sondern weil sie original sind: Für ihre Debüt-CD bekamen die verkaufstüchtigen Produzenten Mel Simpson und Geoff Wilkinson (= US 3) die Blanko-Genehmigung des freigebigen „Blue Note“-Labels, sich an den historischen Aufnahmen aus vier Jazz-Jahrzehnten zu bedienen. So hören wir zwischen den clever produzierten HipHopGrooves nunmehr den Geist von Charlie Parker und vor allem Herbie Hancock. Dessen neu aufgemischter Schlager „Cantaloupe Island“, nunmehr versetzt mit lässigem Rapgeschnatter der Sorte „Groovy! Jazzy! Funky!“, läuft schon ein volles Jahr durch die Servicewellen aller Sender, und ein Ende der Begeisterung scheint nicht in Sicht.

Zumal „US 3“ nun zum zweitenmal in diesem Jahr auf Clubtournee geht. Was der hübschen Idee nicht unbedingt zuträglich ist: Beim ersten Durchlauf klagten einige Kritiker, daß sich das Unternehmen auch live zu sehr auf die bewährten Samples verlasse. Die nämlich kommen frisch aus der Konserve, dieweil einige Gastmusiker und - rapper sich auf der Bühne leidlich um lebensechte Party-Atmo bemühen.

Immerhin steht dahinter wohl die Einsicht, daß eine Snaredrum von Art Blakey aus dem Sampler doch besser klingt als die Livedarbietungen seiner Kopisten. Nur schade, daß wir den Meister zwar zu hören, aber nicht zu sehen bekommen. tom

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