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Lahmes Lamento

■ „Gegen den Mediensiff“ fehlte der rote Faden

Nomen est Omen: So nichtssagend der Titel „Gegen den Mediensiff“ angelegt war, so beliebig gestaltete sich die Veranstaltung von IG Medien und Angestelltenkammer am Freitag abend. Vergeblich war die Suche nach einen roten Faden. „Kein Gejammer über die Zustände in den Medien — Aus dem Bauch des Molochs — Mit Spaß und Wut“ verhieß die Einladung.

Leere Versprechungen. Podium und Publikum waren sich einig in ihrem Abscheu gegen die schöne neue private Medienwelt, VertreterInnen eben dieser bösen Kräfte wie SAT1 oder RTL waren nicht eingeladen. Kein Streit, sondern kollektives Jammern war angesagt — Christian Berg, ehemals „Buten&Binnen“-Journalist, brachte die einzige Aufregung in den Saal mit seiner These, die größte Gefahr für freien Journalismus sei heutzutage nicht in der Zensur der Vorgesetzten, sondern in der strikten gewerkschaftlichen Regelung der technischen Angestellten zu sehen. Wie er denn „als Linker“ eine solche These vertreten könne, wurde ihm fassungslos aus dem Saal entgegengeschleudert.

Dabei hatten die Menschen auf dem Podium einige kluge Sachen zu sagen. Felix Huby, Fernsehautor aus Berlin, sprach von einer Gewichtsverschiebung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: weg von der Information, hin zu Unterhaltung, die alle Sparten durchdringe. Der CNN-Bilderkrieg am Golf war nur ein Beispiel für seine These, daß der Unterhaltung die tragende Rolle zukomme. Horst Bieber von der ZEIT sah die „Medienverdrossenheit“ am Horizont aufscheinen und forderte eine Abkehr von der „sinnlosen Aktualität“. Über die Bedeutung der Quote als Richtschnur für die Beurteilung von Qualität urteilte Christian Berg: „Es gilt nur eine Spielregel: die Quote“. Moderator Jürgen Alberts, Krimiautor aus Bremen, nannte die Quote als „Vorzensur im guten alten preußischen Sinne.“

Zum Thema „Was tun?“ rief der IG Medien-Vorsitzende Detlef Hensche zum „Ungehorsam“ auf. So wie sich eine Technikerin beim NDR geweigert habe, REP-Wahlspots zu senden, so müßten die KollegInnen vorgehen. Eigentlich, hieß es dann später, müsse man ein Komittee gründen, oder „Greenpeace für Medien“ einführen. Und so zerlief die Diskussion in Beliebigkeit; die Chance zu einer Diskussion über die Medienszene an der Schwelle zum totalen elektronischen Angebot, „Einblicke in die Medien, ihre Abhängigkeiten und mangelnde Courage“, wie in der Einleitung versprochen, wurde vertan.

Bernhard Pötter

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