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Unterm Strich

Heute werden wir mal als Trost und Ausgleich für das allgemeine Chaos, dergestalt das Leben gewöhnlich daherkommt, die Kurzmeldungen außerordentlich übersichtlich präsentieren. Das macht man am besten, indem man Abteilungen einrichtet.

Wir beginnen also mit der Abteilung Bibliotheksneubauten. Die neue französische Nationalbibliothek, die derzeit auf Paris' größter Baustelle entsteht, nimmt allmählich Gestalt an. Ein ganzes Stadtviertel wurde für die vier jeweils 86 Meter hohen Betontürme an der Seine umgepflügt. Die Eröffnung ist pünktlich zum Ende der zweiten Amtsperiode von Monsieur Mitterrand, 1994, vorgesehen, die 1.556 Leseplätze werden allerdings erst Ende 1995 zugänglich sein. Aber auch das wird den Arbeitsplatzmangel für immerhin 340.000 Pariser Studenten nicht kaschieren. Mit diesem Argument hatten die Befürworter versucht, den Kritikern das Mammutprojekt schmackhaft zu machen. Ist doch überall dasselbe.

Weiter in der Abteilung Geschenkartikel: Pünktlich zum Fest (haben Sie die Nikoläuse und Adventskalender etwa noch nicht bemerkt?) geben wir Ihnen einige kleine Tips fürs Shopping in London. Im Auktionshaus Christie's kann man im Dezember einige Schnäppchen machen. Unter den Hammer kommt am 1.12. beispielsweise Rembrandts „Kleines Grab“, mit schlappen 40.000 Pfund (multiplizieren Sie für Ihre Disposition bitte mit dem Faktor 2,5) etwas günstiger angesetzt als Toulouse-Lautrecs „Elles“ (400.000 Pfund). Erhöhte Vorsicht am 10.12.: eine Ansicht des Canale Grande in Venedig von Canaletto ist erst gar nicht ausgezeichnet! Hedonisten sollten am 2.12. und 17.12. mitbieten, um seltene Weine sowie Stock und Hut von Charlie Chaplin. Leute mit Kindern können am 6.12. anreisen: da geht's um „Elliot“, Steiff-Teddy von 1908, der Knopf im Ohr ist ab etwa 20.000 Pfund zu haben.

In der Abteilung Bildende Kunst sind 1 seltsames Gemälde plus 1 dreister Kunstraub zu vermelden. Seit Montag hängt im Berliner Abgeordnetenhaus ein überdimensioniertes Portrait von Michail Gorbatschow. Soweit alles klar. Aber Künstler Josef Nöbauer hat das Muttermal auf Gorbis Stirn in der Form des heutigen Westeuropa gemalt, es mit Blattgold überzogen und ihm zudem seinen Nachfolger Jelzin ins linke Ohr gesetzt. Warum? Deutungsvorschläge sind herzlich willkommen.

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