piwik no script img

Keinen Rassismus entdeckt

■ betr.: „Jetzt ist der Strudl ver brannt“, taz vom 23./30.10.93

Solidarität mit

Gertrud Fussenegger

Die 32 Unterzeichnenden protestieren gegen die haltlosen Angriffe auf die 81jährige Gertrud Fussenegger, die in diesen Wochen, ausgehend von einer Wiener Zeitschrift, in Deutschland verbreitet und jetzt leider auch, in Unkenntnis der näheren Umstände, vom Zentralrat der Juden in Deutschland übernommen wurden.

Gertrud Fussenegger, deren gesamtes Werk seit 1945 eine einzige Absage an jede Form totalitärer Ideologie ist und die von der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland mit hohen Auszeichnungen geehrt wurde, wurde mehrfach von den Nazis angegriffen, die ihre „Mohrenlegende“ (1937) als „Mitleidwerbung für Andersrassige“ ablehnten und 1941 in „jedem der bisher erschienenen Bücher Fehler finden, die wir als Nationalsozialisten ausmerzen möchten“.

Entdeckt wurde sie 1936 von Max Tau, damals Lektor des jüdischen Paul Cassirer Verlags. Er schrieb ihr 1975 nach fast 40 Jahren: „Ich habe Ihren Weg die ganze Zeit verfolgt, und solange mein geliebter Lehrer Dr. Walter Grabert lebte, haben wir sogar in unseren Briefen immer über Ihre neuen Bücher gesprochen und uns über Ihre Entwicklung gefreut. Ich kann Sie nur zu dieser Entwicklung beglückwünschen. Es ist Ihnen in Ihren Büchern gelungen, das Schicksal, die Schuld und das Leiden der Menschen sichtbar zu machen, und ich möchte Ihnen von ganzem Herzen neue gute Schaffenskraft wünschen.“

Diesen Worten des großen jüdischen Schriftstellers und ersten Trägers des Friedenspreises des deutschen Buchhandels können wir uns nur anschließen. Prof. Dr. Dieter Borchmeyer, Universität Heidelberg; Alois Brandstetter, Klagenfurt; Friedrich Denk, Studiendirektor, Weilheim i. OB; Prof. Dr. Eberhard Dünninger, Universität Regensburg; Prof. Dr. Herbert G. Göpfert, Universität München; Evelyn Grill, Freiburg i. Br. und Garsten, OÖ; Dr. Uwe Grüning, Reichenbach/Vogtland; Prof. Dr. Kurt Hübner, Universität Kiel; Dr. Erich Jooß, München; Dr. Gisbert Kranz, Aachen; Franz Peter Künzel, München; Dr. Johann Lachinger, Adalbert-Stifter-Institut Linz; Dr. Dr. Peter Marginter, London; Prof. Dr. Hubert Meister, Musikhochschule München; Dr. Ilse Meister-Schön, Weilheim i.OB; Prof. Dr. Anton Neuhäusler, Universität München; Prof. Dr. Peter Horst Neumann, Universität Erlangen; Monsignore Gerhard Ott, München; Prof. Dr. Hans Pörnbacher, Wildsteig; Prof. Dr. Werner Ross, Universität München; Albert von Schirnding, München; Prof. Dr. Heinrich M. Schmidinger, Universität Salzburg; Prof. Dr. Jörg Splett, Frankfurt am Main – München; Prof. Dr. Hugo Staudinger, Paderborn; Prof. Dr. Joachim Storck, Universität Mannheim; Prof. Dr. Peter Strelka, State University, Albany; Dr. Carsten Peter Thiede, Dt. Institut für Bildung und Wissen, Paderborn; Prof. Dr. Eugen Thurnherr, Universität Innsbruck; Dr. Dr. Fred Wagner, University College London; Prof. Dr. Reinhard Wittmann, Universität München; Dr. Barbara von Wulffen, München; Josef Othmar Zöller, Herrsching

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen