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Im Polizeiwagen und Revier mißhandelt

■ Polizisten erneut der Ausländerfeindlichkeit bezichtigt: Drei türkische Männer geschlagen und beleidigt / Elf Zeugen

Der 13. Oktober war ein rabenschwarzer Tag für Kemal Dogdu: Von einem Verkehrsrowdy mit Faustschlägen traktiert, von Polizisten mitsamt Bruder und Freund in Handschellen aufs Revier abgeführt. Außerdem sei er bei dem erst jetzt bekanntgewordenen Vorfall von den Beamten als „Schweinevolk“ beschimpft und verprügelt worden. Ein Ermittlungsverfahren läuft. Gegen Kemal Dogdu.

Erst Anfang dieses Monats hatte sich Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) vor seine Polizei gestellt: „Keine ausländerfeindlichen Tendenzen“, befand er. Zu dem Auftritt vor dem Innenausschuß des Parlaments sah sich der Senator genötigt, nachdem im vergangenen Jahr vor allem Polizeischüler immer wieder durch rassistische und nazistische Ausfälle für Schlagzeilen gesorgt hatten.

Zwei Wochen zuvor: Kemal Dogdu hatte gerade vor seiner Wohnung in Kreuzberg einen Parkplatz entdeckt, als ein anderer Wagen über den Bürgersteig donnerte und in die Parklücke schlüpfte. Ein kurzer Wortwechsel, dann ging der Beifahrer des anderen Autos mit den Fäusten auf Dogdu los. Nachdem Dogdu sich im Imbiß um die Ecke von dem Schreck erholt hatte, tauchten plötzlich vier Polizisten auf und eröffneten dem verdutzten Bauhelfer, er sei festgenommen – „wegen Fahrerflucht“. Einer zückte die Handschellen. „Schockiert“ bot Dogdu an, freiwillig mitzukommen. Zwei Hände hätten ihn am Hals gepackt und ihn an die Wand gedrückt, wo ihm die Handschellen verpaßt wurden. „Ihr Schweinevolk“, habe einer der Polizisten gesagt. „Dann hat er mir zwei oder dreimal eine runtergehauen.“ Kemal Dogdus Bruder Ercan und sein Freund Sezer Ajkol, die zufällig vorbeikamen und von den Polizisten eine Erklärung verlangten, wurden laut Dogdu ebenfalls beschimpft. „Ercan hat sich so aufgeregt, daß er auf diesen Polizisten zugegangen ist. Da hat ihm ein anderer von hinten den Knüppel auf den Kopf geschlagen.“ Danach sei auch Ajkol zu Boden geschlagen worden. In Handschellen wurden sie zum Abschnitt 52 gefahren.

Im Polizeiwagen und auf dem Revier ging die Tortur laut Dogdu weiter: „Einer hat mich von hinten am Hals gepackt, der andere mich mit den Fäusten geschlagen.“ Insgesamt vier oder fünf verschiedene Beamte hätten ihn mißhandelt. Die Handschellen waren so angelegt worden, daß er offene Schürfwunden davontrug. „Noch heute sieht man die Spuren“, sagt Dogdu. Die Verletzungen sind auf 16 Farbfotos und einem ärztlichen Attest dokumentiert. Nachdem er dreieinhalb Stunden auf dem Revier verbracht hatte, ohne von den Beamten auch nur mit einer Frage zur angeblichen „Fahrerflucht“ verhört zu werden, wollte Dogdu schließlich Anzeige gegen die Polizisten erstatten. „Sie haben sich geweigert, uns ihre Dienstnummern zu sagen und die Anzeige anzunehmen“, erinnert sich Dogdu. „Verschwindet aus Deutschland“, habe einer sie angeschnauzt, „ihr freßt ja doch nur unser Arbeitslosengeld und lebt vom Sozialamt.“

Der Anwalt der drei, Herbert Kremer, hat nun Anzeige „gegen unbekannte Polizeibeamte“ erstattet. Kremer führt elf Zeugen an, die die Aussagen von Kemal Dogdu stützen. Ermittelt wird weiter gegen Dogdu. Wegen Fahrerflucht. Kai Strittmatter

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