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Jazzwelle feiert Zweijähriges

„Zwei Jahre kann man uns ignorieren“, sagt Sabine Nagel-Heyer, Geschäftsführerin der Jazz Welle Plus, „aber dann sind wir da“. Hamburgs kleinster Privatsender feiert Geburtstag, aber Euphorie kommt nicht auf in den winzigen Büroräumen im Rugenbarg.

Kinderkrankheiten hatte das Jazz-Radio reichlich. Schon im Sommer '92 war das Projekt abgewirtschaftet. Der damalige Geschäftsführer Hans Ruland, Verleger der Jazz-Zeitung, suchte zum Ärger der anderen Gesellschafter unter der Hand neue Geldgeber. Angeblich wollte FDP-Nimmersatt Robert Vogel 75 Prozent übernehmen. Nach der Palastrevolte übernahm Mitbegründerin Nagel-Heyer, Frau eines Bauunternehmers, den Sender. Sie begleicht seitdem die Außenstände aus eigener Tasche. Viel Anerkennung brachte ihr das bislang nicht ein. Der gestrenge Direktor der Hamburger Anstalt für neue Medien, Helmut Haeckel, lobt zwar lau, die Jazz Welle Plus hätte ihr Programm „im Infobereich weiterentwickelt“; es habe aber „noch nicht die Fasson gefunden, sich im Markt der Privatradios behaupten zu können.“ Nach einer Infrateststudie vom vergangenen Jahr fand die Jazz Welle 25.000 Hörer, nach der aktuellen Funkanalyse sind es noch weniger.

Man versteht sich aber nicht als Quotensammler, es geht um eine „unterdrückte“ Musikrichtung: Jazz. Und Jazz ist Glaubenssache. „Es gibt keinen Bereich“, klagt ein junger Mitarbeiter, „wo die Leute so engstirnig sind.“ Ergraute Swingfanatiker, renitente Bop-Propheten, die Jazz-Fusion-Fraktion und andere Individualisten streiten sich um die reine Lehre. Die notgeborene Musikpeilung lautet nun: tagsüber Mainstream, abends Experten. Auch bei der Szene will der „einzige 24-Stunden-Jazzsender“ wieder punkten. Dazu tragen nicht nur die Mojo Club-Macher und Brücke-Spezi Rübcke bei, man hätte auch gern einen Renegaten wieder: Gerd Bischoff, Hamburgs besten Black-Music-DJ. kan

Party mit diversen Bands, morgen, Fabrik, 20 Uhr

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