: „Normales Volk unter normalen Völkern“
■ Steffen Heitmann über die neue Rolle Deutschlands und die Stasi-Akten
Berlin/Hamburg (dpa/taz) – Heitmann spricht. Letzte Woche tat er's beim CSU-Sat.1-Journalisten Heinz Klaus Mertes, an diesem Wochenende wurden Die Welt und Focus beliefert. In der Samstagausgabe der Springer-Zeitung war die „neue Rolle der Deutschen“ dran. Der Präsidentschaftskandidat der CDU wörtlich: „Deutschland steht jetzt vor der Aufgabe, wieder ein normales Volk unter normalen Völkern zu sein.“ Heitmann sprach sich für ein Zwangs-„Dienstjahr“ für Frauen aus und wandte sich heftig gegen „political correctness“. Diese „Art eingespielten Sprachgebrauchs, der sich wie ein Geflecht über die öffentliche Meinungsäußerung hinzieht“, sei, so der Kandidat, schuld an der Politikverdrossenheit. Man müsse vielmehr wieder „klare Sätze wagen“.
Im Burda-Magazin Focus beteiligte sich Heitmann am wiederaufgekochten Stasi-Aktenstreit. Dabei haben sich führende ostdeutsche Politiker am Wochenende dagegen ausgesprochen, die Stasi- Akten zu schließen. Dies würde im Osten zu einem Aufstand führen und ein Scheitern der „friedlichen Revolution“ bedeuten, sagte der CDU-Präsidentschaftskandidat. Auch der stellvertretende SPD- Vorsitzende Wolfgang Thierse und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) sprachen sich gegen ein Schließen der Akten aus.
Die Diskussion war durch einen Vorschlag des Wittenberger Pfarrers Friedrich Schorlemmer, die Stasi-Akten zu vernichten, ausgelöst worden. Brandenburgs Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) hatte das unterstützt; auch Kanzler Kohl hatte sich kürzlich in diese Richtung geäußert. Unterdessen forderten Politiker aller Parteien im Innenausschuß des Bundestages eine Verschärfung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes, das für die „unbefugte Veröffentlichung“ von Stasi-Dokumenten bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe vorsieht. Hintergrund sind detaillierte Veröffentlichungen der Stasi-Abhöraktionen gegen westdeutsche Politiker in Illustrierten.
Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Roman Herzog, der als Ersatzkandidat der CDU für Heitmann gilt, ist nach eigenen Angaben bislang nicht gebeten worden, als CDU-Bewerber für das Amt zu kandidieren. kotte
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