: Mit Technik den Alltag erleichtern
■ Ausstellung über Kommunikationshilfen für Behinderte zeigt Wege aus der Isolation
Mit einem Infrarot-Strahler, am Stirnband befestigt, peilt Holger M., der seine Hände aufgrund einer spastischen Lähmung kaum noch bewegen kann, den Buchstaben „H“ an. Als er das rote Lämpchen auf dem entsprechenden Tastaturfeld trifft, erscheint der Buchstabe auf dem Computer-Monitor. So „tippt“ Holger Buchstaben für Buchstaben, Satz für Satz in das Gerät. Mit dem neuartigen Tastaturersatz kann der Spastiker erstmals Briefe schreiben.
Das Gerät ist, neben knapp 100 anderen Kommunikationshilfen für Behinderte, bis zum 20. Januar auf einer Ausstellung des „Beratungszentrums für technische Hilfen“ jeweils montags und dienstags zwischen 13 und 18 Uhr und donnerstags von 9 bis 19 Uhr in der Richardstraße 45 zu besichtigen. Betroffene, aber auch Vertreter der Krankenkassen, Ärzte, Therapeuten und betriebliche Schwerbehindertenbeauftragte sollen durch die „Messe“ über die neuesten Hilfsmittel informiert werden.
Die Palette der Spezialgeräte, die den Alltag erleichtern sollen, ist vielfältig: Ein „Talking-Blaster“ für Sehgeschädigte wandelt Geschriebenes in synthetische Sprache um. Jeder Text kann wie in einen Overhead-Projektor in das Gerät eingelegt werden und wird vom Computer vorgelesen. Über ein Modem können sich blinde Menschen vom Hamburger Blindenverein täglich die Texte des Hamburger Abendblatts oder der Frankfurter Rundschau in das knapp 10.000 Mark teure Sprachsystem einspielen und vertonen lassen.
Doch es gibt auch Einfacheres zu bewundern. Etwa einen Mundstab, mit dem Menschen, die Hände und Finger kaum oder gar nicht bewegen können, technische Geräte oral bedienen und Buchseiten umblättern können. Auch die neusten Blindenschrift-Schreibmaschinen, Verstärkeranlagen für stark Hörgeschädigte oder Lichtklingeln, die wie ein rhythmischer Foto-Blitz auf das Läuten des Telefons aufmerksam machen, gehören zum Repertoire der Ausstellung.
Die Technik, das zeigen die in der Richardstraße versammelten Hilfsmittel, bietet Bhinderten in vielen Bereichen brauchbare Unterstützung im Alltag. Das größte Problem aber bleiben die Krankenkassen: Denn längst nicht alles, was für die Behinderten eine lebenserleichternde Hilfe ist, wird von ihnen bezahlt.
Marco Carini
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