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Protest gegen britische WAA

■ Dritte Anti-Plutonium-Konferenz im Europaparlament

Straßburg (taz) – „MOX-Meeting“ der grünen Gruppen stand gestern im Europaparlament in Straßburg auf der Tagesordnung. Europaabgeordnete der Regenbogenfraktion, Landtagsabgeordnete der Grünen aus Nordrhein- Westfalen und Bayern sowie Delegierte zahlreicher Umweltschutzgruppen aus Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich und der Schweiz beschäftigten sich auf diesem dritten Treffen der sogenannten Anti-Plutonium-Connection mit der neuen Wiederaufarbeitungsanlage in England und den laufenden und avisierten Plutoniumtransporten.

Der Konferenz lag eine Schreiben von der Greenpeace-Zentrale in London vor. Darin wurden die TeilnehmerInnen um Unterstützung im Widerstand diverser nordeuropäischer Länder, zahlreicher Kommunen in Großbritannien und rund 30 Umweltschutzgruppen gegen die von der britischen Regierung beabsichtigte Genehmigung der Wiederaufbereitungsanlage „Thorp“ in Sellafield gebeten. Wie die in Straßburg anwesenden Experten ausführten, werde mit der Genehmigung von „Thorp“ ein „Großangriff“ vor allem auf die Irische See vorbereitet. Bislang habe Sellafield die Irische See mehr verseucht als die Sowjetunion das Eismeer. Sollte „Thorp“ in Betrieb gehen, erwarten Experten etwa aus Holland eine Verdoppelung der Belastung der Irischen See und auch der Nordsee mit radioaktiven Stoffen in nur wenigen Jahren.

Auch die im Genehmigungsantrag festgeschriebenen Grenzwerte für radioaktive Emissionen könnten nur als „skandalös“ bezeichnet werden: „Doppelt so hoch wie für Wackersdorf vorgesehen“. Länder wie Island und Irland haben deshalb in London Protest gegen die Inbetriebnahme von „Thorp“ angemeldet – und die Konferenz richtete schriftlich einen „dringenden Appell“ an die britische Regierung. Sie forderte, daß der von British Nuclear Fuel (BNFL) beantragten Genehmigung von „Thorp“, mit der BNFL wieder ins internationale Geschäft einsteigen möchte, nicht stattzugeben. Mit der Altanlage in Sellafield darf BNFL zur Zeit nur noch Brennelemente aus britischen Reaktoren wiederaufarbeiten.

Daß BNFL in London mit den angeblichen Bedürfnissen der deutschen und auch der italienischen Atomindustrie nach Wiederaufarbeitung argumentiert, werteten Experten in Straßburg als „perverse Erpressungsstrategie“: „Die deutschen Energieversorgungsunternehmen würden doch lieber heute als morgen aus der Plutoniumwirtschaft aussteigen.“ Und ein Geschäft sei die Wiederaufarbeitung schon lange nicht mehr.

Zu Aktionen vor Ort konnte sich die Konferenz – nach realistischer Einschätzung des Widerstandspotentials der beteiligten Gruppen durch Versammlungsleiterin Katrin Grüber (MdL/NRW) – dann doch nicht durchringen. Allerdings sollen am Tag der Entscheidung in London, das ist der kommende Donnerstag, Aktionen vor den britischen Auslandsvertretungen in Europa stattfinden. Klaus-Peter Klingelschmitt

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