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Eine Art Pendant

■ betr.: „Normalzeit: Berlin, Tritte“, taz vom 29.9.93

Als eine Art Pendant dazu, aber auch als eine Dancefloor-Version zu „Rom, Blicke“ fand ich neulich auf dem Trödelmarkt am Humboldthain nachstehenden gut abgehangenen „Rechenschaftsbericht“ der Lehrerin Eva-Maria Kabische über die Rom-Reise der Klassen 12 m/s. Gunnar Lützow,

Querulantenforscher und

Wahlfriedrichshainer

[...] V) Wie die Tage wir

verbrachten,

sahen, siegten, latschten, lachten,

all das saht ihr dokumentarisch,

darum spar' ich's mir summarisch.

Doch erwähnt sei nun voll Scherze,

was bewegt des Lehrers Herze!

Keine Sorge, alles bene,

keine Schreie, keine Träne,

Und daß ich mich nicht verfranse,

nenn' ich mal den Boß von's Janze.

Er ließ nicht die Puppen tanzen,

er bewachte die Finanzen

so gut, daß – wie in Schlaraffen –

alles gar nicht war zu schaffen.

Geld vermehrte sich gen Ende,

wenn man das in Bonn doch

könnte!

Nun, wir haben nicht gepraßt,

auch kein Kunstwerk angefaßt,

haben nirgendwo geklaut,

niemals nicht zu tief geschaut!

Allerdings, wer nun denkt:

die Begleitung war geschenkt,

Aufwand ward' umsonst getrieben

bei den Kindelein, den lieben,

der bedenk: Lehrpersonal,

stark an Mut, komplett an Zahl,

wird nicht erst bei Schaden nötig:

es wird prophylaktisch tätig!

Durch Umgehung der Verbote

gibt man allem eine Note

heit'rer Freiheit, eignen Wollens,

vielen Dürfens, kaum – was –

Sollens,

und gemeinsam sieht man ein:

Lassen wir den Blödsinn sein!

VI) Dennoch gab's der Sorgen

bange.

Man war immerzu im Gange:

Wohin morgen? Welche Schuhe?

Welche Kleidung? Wann mal

Ruhe?

Stimmung heben, Stimmung

senken,

immer ans „Bereitsein“ denken!

Rom ist ein gefährlich Pflaster,

voll Verlockung, voller Laster!

Es birgt mancherlei Gefahr,

ganz speziell für langes Haar,

so daß dort wir auch die Knaben,

langbehaart, zu schützen haben!

Und noch ein Gefahrenherd

ist wohl sehr erwähnenswert:

Es grassiert beim Catalina

Epedemia masculina!

Uns vor allem zu bewahren,

schwärmten wir nur aus in Scharen,

lernten Flüche und was so sie

nicht gern hören, wie „Mafiosi!“

Und des Nachts bei Lunas

Leuchten,

wenn sich alle alles beichten,

dann begann des Lehrers Wache,

eine delikate Sache!

Drang nicht dort aus jenem

Zimmer

unerträgliches Gewimmer?

Schlichen nicht auf leisen Sohlen

Männlein – Weiblein –

unverhohlen?

Klang nicht – rot wird noch mein

Ohr –

dort ein zuchtlos' Lied hervor?

Zerbrach dort nicht 'ne Bouteille?

Schrie hier wer: „Mensch, du

Kanaille!“?

Ach, mir gellt er noch im Ohre,

der Nonnen Ruf: „Il professore!“

VII) Nun, zu unser aller Glück

brachten wir uns heil zurück;

und damit bewies ich schlüssig:

Lehrer sind nicht überflüssig!

Und wer hätt' es nicht gedacht,

uns hat's sogar Spaß gemacht!

Wenn Euch dieses Lied gefallen –

Vivat Rom! und – Prost uns allen! Eva-Maria Gabisch

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