Roma und Sinti bestehen auf Mahnmal

■ Zentralrat fordert, daß Wettbewerb für das jüdische Denkmal ausgeweitet wird

Ortstermin auf dem riesigen Brachland zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor – dort, wo laut Beschluß der Bundesregierung und des Berliner Senats ein 15.000 bis 20.000 Quadratmeter großes Gelände (nicht 2.000, wie gestern gemeldet) für ein Mahnmal für die ermordeten Juden Europas ausgewiesen ist. Romani Rose vom Zentralrat der Roma und Sinti überreicht ein Memorandum. Er fordert eine Erinnerungsstätte in „räumlicher Nähe und gestalterischer Verbindung“ zum jüdischen Denkmal, damit Staatsgäste die beiden aus rassischen Gründen ermordeten Völker gleichzeitig ehren können. Die Ausschreibung des Wettbewerbs für das Mahnmal der jüdischen Toten im Frühjahr kommenden Jahres soll um die toten Roma und Sinti erweitert werden. „Es darf keine Hierarchie der Opfer geben, kein Auseinanderdividieren in Opfer erster und zweiter Klasse“, sagt Rose. Denn in Auschwitz „sind wir aus den gleichen Gründen durch den Kamin gejagt worden“, ergänzt Otto Rosenberg, Vorsitzender des Berliner Roma- und Sinti-Verbandes. Die Roma- Vertreter berufen sich auf die Bundesregierung und das Land Berlin, die ihnen ein Mahnmal zugesagt haben sollen, und auf Ignatz Bubis, der sich mit einer „Verbindung“ einverstanden erklärt haben soll. Sie wollen nicht zur Kenntnis nehmen, daß niemand ihnen irgend etwas definitiv zugesagt hat und Ignatz Bubis gar vehement gegen ein Mahnmal in direkter räumlicher Nähe ist (s. taz v. 18.11.). Von der für die Ausschreibung des jüdischen Mahnmals zuständigen Senatsbauverwaltung ist Karin Nottmeyer gekommen. „Wenn wir den formellen Auftrag bekommen, wäre es kein Problem, die Wettbewerbsausschreibung zu erweitern“, sagt sie, „dies ist nur eine Frage des politischen Willens.“ Auf Nachfrage bestätigt sie, daß es am Willen bisher fehlt: „Es gibt keinen solchen Auftrag“, sagt sie, beim Senat sei nur die Verpflichtung „unstrittig“, ein zweites Denkmal zu bauen. Journalisten fragen Romani Rose nach dem Gerücht, daß ihm ein Platz in Marzahn angeboten worden sei. „Wir wollen nicht abgeschoben werden, das wäre eine Verhöhnung der Opfer“, reagiert Rose aufgebracht.

Am frühen Nachmittag gibt es ein Gespräch zwischen Bausenator Nagel (SPD) und dem Zentralrat. Der Rat faxt anschließend, daß Nagel sich im Senat für eine „gleichzeitige Ausschreibung der beiden Holocaust-Mahnmale“ einsetzen will und daß beide Mahnmale sich „in räumlicher Nähe“ befinden sollten. Solche positiven Nachrichten hat Romani Rose oft verschickt. Die Senatsbauverwaltung hingegen läßt wissen: „Dies war ein informelles Gespräch, Informationen über Inhalte werden nicht gegeben.“ Anita Kugler