: Berühmter Haring zum Geburtstag
■ 50 Werke von Keith Haring im Erotic Art Museum / Aids-Hilfe soll profitieren
Nach der Ausstellung von Werken einer Friseurmeisterin aus St. Pauli zeigt das Erotic Art Museum ab heute bis zum 9. Januar 1994 Gemälde, Lithographien und Zeichnungen von Keith Haring. Zum ersten Geburtstag seines Museums mit Hafenblick und Kiezanschluß hat Großgrundbesitzer und Hobby-Museumsdirektor Claus Becker 50 Originalwerke und Drucke des 1990 an Aids verstorbenen New Yorker Sprayers und berühmten Jungstars der Kunstszene zusammen mit der Hamburger Galerie Levy aufgetrieben.
Der 1958 geborene Haring hatte 1980 begonnen, in der New Yorker U-Bahn seine Graffitis zu plazieren, ein Jahr später hatte ihn die Kunstszene bereits entdeckt, und 1984 war er weltweit mit Ausstellungen präsent. Die beiden Originale aus dem Zyklus „Apokalypse“, die fünfteilige Serie „Flowers“ und die Serie „Story of red & blue“ und alle anderen Exponate sind zu Preisen zwischen 3.600 und 248.000 Mark auch zu kaufen. Allerlei Haring-verzierter Chi-Chi, vom T-Shirt bis zum Kondomspender, ist schon ab ein paar Mark aufwärts am kleinen Verkaufstresen zu haben.
In Erinnerung an das Schicksal Keith Harings, das auch in Hamburg viele weniger berühmte Menschen teilen, hat Becker der Hamburger Aids-Hilfe für die Dauer der Ausstellung vom Eintrittspreis (15 Mark) jeweils eine Mark für das Projekt „Betreutes Wohnen“ versprochen. Grob überschlagen rechnet er in dieser Zeit mit einem Erlös von 20 bis 30.000 Mark.
Durchschnittlich besuchen etwa 200 Menschen täglich die Dauer- und Sonderausstellungen des Sex-Museums. „Mit den Deichtorhallen kommen wir locker mit“, schätzt Becker sein Etablissement angesichts dieser Besucherzahlen ein. Überwiegend Frauen und Paare besuchten die Sammlung von Erotica aus mehreren Jahrhunderten. Und in seinem Museum werde oft und gerne gelacht, was Becker in der Kunsthalle noch nie gesehen habe.
Mit großem Selbstbewußtsein hegt Zopfträger Becker folglich für die Zukunft große Pläne — am Geld soll's ja nicht liegen. Da sitzt auch noch ein Art-Cafe drin, das die Vorzüge von Vernissagen, nämlich Puffbrause und Häppchen, für alltägliche Besucher offeriert, und am Ende reicht's vielleicht auch noch für ein kleines Theater... jk
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