: Einstellung zum nächstmöglichen Zeitpunkt
■ Eine Bewerberin für ein Restaurationsvolontariat muß monatelang auf Antwort warten
Im Juni schrieb der Kultursenator vier Restaurationsvolontariate aus. Carla hat sich beworben. Da sie nicht zu Hause war, ließ sie einen Bekannten nachfragen, wie das Bewerbungsverfahren stehe. Am Apparat war (nach rund zehn Telefonaten, um die Zuständige ausfindig zu machen) Frau Doktor Widmann. Die taz dokumentiert sinngemäß das Gespräch.
Meine Bekannte hat sich bei Ihnen beworben.
Und was wollen Sie da jetzt wissen?
Ich möchte wissen, wie der Stand der Bewerbung ist.
Die Arbeit ist im Gange. Wir geben ihrer Bekannten dann schon Auskunft, wenn es soweit ist.
Sie ist aber derzeit nicht in Berlin; ich will ja auch nur wissen, ob Sie schon zu den Vorstellungsgesprächen eingeladen haben. Immerhin ist die Bewerbung vor sechs Wochen bereits weggeschickt worden.
Ihre Bekannte wird benachrichtigt. Sie bekommt eine schriftliche Einladung – falls sie eingeladen wird.
Natürlich bekommt sie das schriftlich, wenn sie eingeladen wird. Aber, entschuldigen Sie, ich finde, daß eine öffentliche Ausschreibung nicht Ihre Privatangelegenheit ist. Sie können mir doch, ganz unabhängig von der Person, sagen, wie weit das Bewerbungsverfahren gediehen ist.
Wir dürfen darüber keine Auskunft geben; das könnte ja jemanden stören.
Wenn sollte das denn stören? Ich will doch keine Auskünfte über konkrete Personen. Ich möchte nur wissen, wie weit Ihre Behörde mit dem Einstellungsverfahren ist, bei dem im Juni vier Lehrstellen für RestauratorInnen ausgeschrieben wurden.
Das waren keine Lehrstellen; wir suchen Restaurationsvolontäre. Das können nur Leute werden, die schon eine Restaurationslehre hinter sich haben.
Soviel ich weiß, war die Ausschreibung auch für BerufsanfängerInnen offen. Es ist doch unfair, wenn der Senator seine Ausschreibungen vornimmt und sie dann im Laufe des Verfahrens präzisiert. Sehen Sie, die BewerberInnen machen sich doch Hoffnungen. Die wollen auch mal wissen, was eigentlich mit Ihrer Bewerbung geschieht. In gewisser Hinsicht ist die Lebensplanung ein Stück weit von der Bewerbung abhängig.
Das ist halt so. Das kann man nicht von einer Bewerbung abhängig machen. Ihre Bekannte wird bald eine Nachricht bekommen.
Was heißt „bald“? In zwei Wochen, oder im April nächsten Jahres?
Das kann ich so nicht sagen. Es wird jedenfalls sehr bald der Fall sein.
Aber der Kultursenator muß doch sagen können, wann die Vorstellungsgespräche für Stellen laufen, die er im Juni ausgeschrieben hat. Jetzt ist schon Oktober. Das normale Lehrjahr begann im September. Für wann sollte denn die Einstellung erfolgen?
Zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
Auf eigene Nachfrage hin hat Carla inzwischen erfahren, daß bis jetzt niemand die Stellen bekommen hat. Wie es nun weitergeht, weiß man auch in der ausführenden Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Museen nicht. (Alle Namen von der Redaktion geändert) cif
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