Schlüpfrige Klischees

■ Basilika: Der Hausherr inszeniert „Liebe, Sex und Therapie“

Im Vorwort zum neuen Spielplan 93/94 der Basilika verspricht Gunnar Dreßler, daß er „Lebensgefühl und Probleme unserer Zeit reflektieren und gleichzeitig unterhalten wolle.“ Fragt sich nur was Dreßler mit „unserer Zeit“ meint. Nach dem „Genuß“ von Liebe, Sex und Therapie vom Freitag abend kennt man immerhin einige klägliche Bilder, die der Regisseur oder/und der Autor (Tony Dunham) von unserer Zeit haben. Männer ohne Kinderwunsch sind demnach zurückgeblieben, Therapeuten in Wirklichkeit geile Spanner und 30jährige ohne festgefügte Lebenswelt hoffnungslos verlorene Gestalten.

Erzählt wird mal wieder eine Bezieh-ungskiste: Christine (Karen Böhme) und Ulli (Boris Freytag), beide um die dreißig, sind seit rund vier Jahren zusammen. Sie eine erfolgreiche Karrierefrau, er ein „Looser“, der schon ewig an seiner Dissertation über die „Einführung einer Kanalisation während der Jahrhundertwende“ schreibt. Dreh- und Angelpunkt des Stückes ist ein Kinderkonflikt. Chris möchte gern eins, Ulli nicht. Chris: „Es ist als ob mein Körper nach Schwangerschaft schreit.“

Begleitet wird die Geschichte von einer Psycho-Sexual-Therapeutin (Renée Zalusky) die sämtliche chauvinistische Klischees erfüllt. Im Lederkorsett und mit 60er Jahre Hornbrille gibt sie sich als aufgeklärte Feministin mit schlüpfrigen Versprechern und Freudschen Erklärungen. Nachdem Chris Ulli verlassen hat, versucht er sich als Aufreißer: „Christiane vergessen, indem er andere Frauen ausfüllt“, lautet die Diagnose der Therapeutin.

Der restliche Inhalt ist kurz erzählt: Erst kommt Streit, dann kommt die Trennung, dadurch erneuert sich der Zusammenhalt, aber alte Probleme brechen wieder auf. Endgültige Trennung. Zum Schluß hat Chris ein Kind und einen anderen Partner, Ulli „loosert“ weiter. Fazit: Lindenstraße gucken oder gleich ins Ohnsorgtheater gehen. Andrew Ruch