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„Fahr Rad“... aber nicht in Wandsbek

■ RadlerInnen werden wegen Weihnachtsmarkt umgeleitet

Rechtzeitig zur Vorweihnachtszeit beschert das Bezirksamt Wandsbek den radfahrenden BürgerInnen eine Überraschung, die den Verkehrsbehörden-Slogan „Radfahren wird immer leichter“ ad absurdum führt: Die Sperrung des 700 Meter langen Radwegs an der Wandsbeker Marktstraße. Vom morgigen Dienstag bis zum 23. Dezember muß er auch in diesem Jahr wieder einem Weihnachtsmarkt weichen. Die 2000 RadlerInnen, die den Weg täglich benutzen, sollen dann über eine Strecke mit vier Ampeln umgeleitet werden.

Gegen diese Planung hatte sich die Bezirksversammlung schon voriges Jahr ausgesprochen. Auf Antrag der GAL-Fraktion wurde damals beschlossen, eine Sperrung des Radweges dürfe nur dann erfolgen, wenn eine der drei Autospuren für den Fahrradverkehr abgetrennt würde. Dieser Beschluß zeigte jedoch keinerlei Wirkung. Der Radweg wurde wie geplant gesperrt, der Weihnachtsmarkt fand statt.

In der diesjährigen Vorlage des Bezirksamts heißt es nun zwar, man habe die Kritik aus dem Jahre 1992 in die Planung einfließen lassen, doch eine Alternative zur Radweg-Sperrung sucht man dort vergeblich. Stattdessen verspricht die Behörde „mehr Kunsthandwerk, weniger Textilien, sechs Punschstände, ein Nostalgie-Karussell ohne Glocke“ und ab dem 6. Dezember „tägliches Auftreten von zwei Weihnachtsmännern“.

Trotz aller gewagten Neuerungen wurde die Vorlage im August mit den Stimmen der GAL und der SPD im Kerngebietsausschuß abgelehnt. In der Begründung wurde auf den Beschluß der Bezirksversammlung von 1992 hingewiesen und eine neue Vorlage gefordert. Doch die gibt's bis heute nicht.

Ein Antrag der GAL-Fraktion, in dem das Bezirksamt gerügt und eine alternative Planung vorgeschlagen wird, stieß nun im Kerngebietsausschuß auf den Widerstand von CDU und SDP und wurde abgelehnt. Die Statt-Partei enthielt sich. So wird in Wandsbek wohl auch dieses Jahr Weihnachten für RadlerInnen keine ungetrübte Freude bescheren.

Ruth Hoffmann

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