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„Es ist doch alles nur ein Spiel“

SC Freiburg – MSV Duisburg 1:2 / Nach der frostigen Schlappe der badischen Techniker riet MSV-Trainer Lienen zur Rasenheizung  ■ Aus Freiburg Ulrich Fuchs

„Ich freue mich auf das Spiel, und wenn sich alle freuen, dann wird es auch ein gutes Spiel“ – hatte Freiburgs Trainer Volker Finke unter der Woche angekündigt. Und er hatte auch allen Grund dazu. Schließlich trafen zum Schluß der Hinserie mit den zwei Aufsteigern Duisburg und Freiburg die Mannschaften der Stunde aufeinander.

So entschlossen hat der MSV den unablässig beschworenen Kampf gegen den Abstieg aufgenommen, daß er mittlerweile Schutz in UEFA-Cup-Gefilden sucht und auf zwei Punkte Differenz an Tabellenführer Eintracht Frankfurt herangerückt ist. Und die Freiburger hatten vor der Samstagspartie immerhin eine imponierende Serie von 12:4 Punkten aufzuweisen. Was, wie Liga-Statistiker errechnet haben, den Aufstieg vom umhätschelten Kellerkind zur – seit dem neunten Spieltag – erfolgreichsten Mannschaft der Elite-Liga bedeutete.

Hat sich also irgend jemand trotzdem nicht gefreut? Maximilian Heidenreich vielleicht, der im Vorfeld mit Blick auf die spektakuläre aber, was das Zählbare anbetrifft, ernüchternde Saisoneröffnung gesagt hatte: „Es gibt einem schon zu denken, daß man, wenn man den besseren Fußball spielt, weniger erfolgreich ist?“ Nein, der konnte es nicht gewesen sein. Denn bei der schlechtesten Heimvorführung der Schwarzwälder in dieser Saison zählte Heidenreich noch zu den eher positiv auffallenden Solisten im wenig inspiriert wirkenden Finke-Ensemble.

Vor allem die zentrale Mittelfeldachse Zeyer, Cardoso, Todt, eigentlich das Prunkstück im filigranen Vorwärtsspiel der Freiburger, brachte kaum ein Bein auf den angefrorenen Holperboden im Dreisamstadion. „Ihr braucht eine Rasenheizung“, zeigte selbst Duisburgs Zettelmann Ewald Lienen nach dem 2:1 Erfolg seiner Konter- Kicker Mitleid mit den gekränkten Freiburger Techniker-Herzen. Damit hatte der nüchterne Taktiker aber das einzige mal an diesem Tag die Freiburger Verhältnisse aus dem Blick verloren. Schon die in dieser Woche unter der Ersatzbank installierten Heizkörper, die der mit der Herstellung und dem Vertrieb solcher Gerätschaften in der Branche außerordentlich erfolgreiche Hauptsponsor der Südbadener spendiert hatte, wurden beim bescheidenen Budget der Südbadener als Errungenschaft betrachtet. Und daß die Gästespieler mit ungewärmten Hintern auf ihren möglichen Einsatz harren mußten, tat dem Auftritt der ihren Ruf als beste Kontermannschaft untermauernden Duisburger dann auch keinen Abbruch.

Offensichtlich heiß darauf, nach zuletzt vier Auswärtsschlappen in Folge, auch wieder einmal aus der Fremde Punkte mit an die Wedau zu nehmen, waren es vor allem die Angreifer Uwe Weidemann und Peter Közle, die die Freiburger eindrucksvoll an ihre eigentliche Domäne, das pfiffige Kombinationsspiel gemahnten. Aber es half nichts, und auch ein Trainer, der nach einer schwachen Hälfte Mut gespendet hatte – „Ihr könnt das Ding noch kippen“ – vermochte nichts mehr zu verrichten.

Nachdem der MSV schon serienweise gute Chancen versemmelt und Peter Közle einmal ins Tor getroffen hatte, rundete ein in die Libero-Position aufgerückter Torhüter Jörg Schmadtke die Leistung der an diesem Tag indisponierten Freiburger mit einem spektakulären Luftloch ab, das Einwechselspieler Alois Schwartz zum vorentscheidenden 2:0 zwang. Große Trauer kam im wie immer ausverkauften Dreisamstadion dennoch nicht auf.

Zuviel Kredit haben sich die Finke-Kicker längst erspielt, als daß man ihnen einen schwarzen Tag allzu krumm nehmen würde. Er hätte den Eindruck, hatte Freiburgs Coach vergangene Woche anerkennend gesagt, daß zwischen Mannschaft und Zuschauern etwas passiert wäre, was sonst eher dem Bereich der schönen Künste als dem banalen Kicksport vorbehalten bleibt: „Es ist wie in einem Konzert, wo die Leute emotional berührt werden, ohne das sie etwas Zählbares mitnehmen können.“

Das bestätigte sich auch nach den Mißtönen gegen den MSV. „Schmadtke, Schmadtke“ wurde der Torhüter zum Auslaufen begrüßt. Und Maxi Heidenreich zeigte, daß die grundsätzliche Haltung der Südbadener keinen Schaden genommen hatte: „Die Duisburger haben schon zu den stärkeren Teams gehört, die sich hier vorgestellt haben“, und Veranlassung zur Depression sah er auch aus ganz anderem Grund nicht: „Es ist doch alles nur ein Spiel.“

MSV Duisburg: Rollmann - Westerbeek - Preetz, Wohlert - Böger, Steininger, Azzouzi (68. Schwartz), Hopp, Tarnet - Weidemann (88. Schmidt), Közle

Zuschauer: 15.000; Tor: 0:1 Közle (18.), 0:2 Schwartz (81.), 1:2 Cardoso (82./Foulelfmeter)

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