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Mutmaßlicher Frauenmörder geschnappt

■ Junge Frau nahm ihren Mörder im Auto mit / Täter seit fünf Tagen auf der Flucht

Die Polizei hat den mutmaßlichen Frauenmörder Andreas Henkelmann in Lübeck gefaßt. Henkelmann wurde seit Freitag wegen Mordes an der 22jährigen Harburgerin Anke H. fieberhaft gesucht. Die Lübecker Polizei stellte Henkelmann am Lindenplatz in dem goldenen Passat mit schwarzer Tür von Anke H., in dem er flüchtig war. Ein Zeuge hatte den Passat vorher in der Lübecker City gesehen und die Polizei alarmiert, die daraufhin eine Ringfahndung auslöste. Er wurde noch gestern Abend dem Hamburger Landeskriminalamt übergeben und verhört.

Der 37jährige steht unter dringendem Tatverdacht, am Mittwochabend Anke H. umgebracht zu haben. Polizeisprecher Werner Jantosch: „Es paßt alles zusammen.“ Der 22jährigen Frau war ihr Leichtsinn zum Verhängnis geworden. Sie hatte Henkelmann, der in der sozialtherapeuthischen Anstalt Bergedorf den Rest einer Haftstrafe wegen Vergewaltigung absitzt, bei einem Freigang in ihrem Auto mitgenommen.

Anke H. hatte zuvor ihren Freund nach einem Ausgang zurück in die Bergedorfer Anstalt X gebracht. Dort war sie von Andreas Henkelmann angesprochen worden, ob sie ihn nicht im Auto mit nach Hamburg nehmen könne. Henkelmann genoß seit Anfang Oktober Haftlockerungen und durfte als Freigänger einer Arbeit im Schichtdienst am Hamburger Flughafen nachgehen. Eine Kommission aus Juristen, Psychologen und Psychiatern hatte den Sexualgewalttäter mehrfach untersucht und keine Bedenken gegen die Freigangregelung geäußert.

Auch an diesem Abend wollte Henkelmann zur Arbeit. Doch kaum hatte Anke H. mit ihrem Passat die Bergedorfer Straße erreicht, muß es zur Gewaltanwendung gekommen sein und Henkelmann Anke H. gezwungen haben, in die abgelegenen Boberger Dünen zu fahren. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei fesselte Henkelmann die junge Frau, vergewaltigte und erdrosselte sie. Dann flüchtete er mit ihrem Auto. Die Leiche von Anke H. wurde Donnerstag mittag in einem Wassergraben in den Dünen gefunden.

Seither war Henkelmann flüchtig, war allerdings mehrmals in Hamburg mit dem markanten Passat gesehen worden. So in Berne, dann in Eimsbüttel, zuletzt in Harburg. Polizeisprecher Jens Buck: „Montagmorgen ist der Wagen zuletzt in Hamburg gesichtet worden.“ In den gestrigen Morgenstunden hatte Henkelmann dann offensichtlich das heiße Pflaster Hamburg verlassen und war in die Trave-Stadt geflüchtet. Die Polizei hatte befürchtet, daß weitere Frauen Opfer Henkelmanns werden. Zum einen war nach dem Mord von seiner Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen auszugehen, zum anderen brauchte er dringend ein neues Fluchtfahrzeug.

Kai von Appen

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