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Ungehorsam gegen Hauptstadt

■ Ergebnisse einer Hauptstadtbefragung im Bezirk Mitte

Im künftigen Regierungsviertel sind die Bonner Beamten und Minister nicht gut gelitten. Das ist das Ergebnis einer Befragung, die das Büro „Mieterstadt“ zusammen mit Initiativen organisiert hat und das der taz nun vorliegt. Insgesamt wurden in den Entwicklungsbereichen und Anpassungsgebieten für den künftigen Regierungsstandort in der Wilhelm- und Mauerstraße sowie der Fischerinsel und Leipziger Straße 5.370 Fragebögen verteilt. Der Rücklauf betrug mit 1.148 Antworten etwa ein Fünftel. Davon sprechen sich 77 Prozent gegen die „Ansiedlung der Regierung in unmittelbarer Nähe“ aus. Fast 93 Prozent der Befragten befürchten im Zusammenhang mit dem Regierungsumzug Mietsteigerungen, 80 Prozent gar die Verdrängung aus ihrem angestammten Wohngebiet.

Für das Büro Mieterstadt sind diese Zahlen Ausdruck mangelnder Interessenvertretung der Bewohner in der derzeitigen Hauptstadtplanung. Nur acht Prozent der Befragten hätten kein Interesse, auf die zukünftige Entwicklung des Gebiets Einfluß zu nehmen.

Ein demokratischer Diskurs, so die Stadtsoziologen Karin Baumert und Philipp Mühlberg vom Büro Mieterstadt, sei allein schon deshalb vonnöten, weil die Hälfte der Befragten sich entschlossen zeige, für die Durchsetzung des Wohnrechtes auch Formen des zivilen Ungehorsams wie Sitzblockaden oder Hausbesetzungen einzusetzen. Diese Frage hatte allerdings während der Erhebung im August zum Vorwurf der Gesinnungsschnüffelei und einer Intervention des Datenschutzbeauftragten geführt. Die Angaben nach dem genauen Wohnort und dem Alter der Befragten seien nun aber gelöscht, so Mühlberg. wera

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