: Pestizide als humanitäre Hilfe nach Tirana geschickt
■ Greenpeace: Bundesregierung soll Pestizide aus Albanien zurückholen
Hamburg/Bonn (AFP/dpa) – Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat die Bundesregierung aufgefordert, alle aus Deutschland nach Albanien gelieferten Pestizide sofort zurückzuholen und zu entsorgen. Dabei geht es um mindestens 465,2 Tonnen Pflanzenschutzmittel, die dort in oft verrottenden und auslaufenden Fässern lagern. Laut Greenpeace stehen neben den 217 Tonnen Pflanzenschutzmittel in einem Zug an der nordalbanischen Grenze weitere 90 Tonnen in einem Speiseöllager in Milot nördlich von Tirana, rund 20 Tonnen im Hafen Durres und weitere Chargen in den Lagerhallen der 27 Kreisverwaltungen. Immer wieder würden von ahnungslosen Nachbarn Fässer gestohlen, irgendwo ausgeleert und zum Einfangen von Regenwasser oder zur Aufbewahrung von Viehfutter benutzt. Nach dem Auftreten von Gesundheitsschäden würden die Lager dann unter Militärschutz gestellt.
Das Umweltministerium hatte am Wochenende bestätigt, daß in Albanien noch 460 Tonnen Pflanzenschutzmittel aus Ostdeutschland lagern, die von September 1991 bis Juli 1992 geliefert wurden. Alle Pestizide sind Greenpeace zufolge von der Hannoveraner Spielkartenfirma „King Cards/Schmidt- Cretan GmbH“ seit Ende 1991 als „humanitäre Hilfe“ für die Landwirtschaft nach Albanien gebracht worden. Cretan habe bei Firmen wie dem Schweriner Landhandel und Berlin Chemie jeweils mehrere tausend Mark Entsorgungsgebühr pro Tonne kassiert und sich dann Bescheinigungen über die Unbedenklichkeit der Ausfuhr vom Bundesamt für Wirtschaft besorgt. Die Pflanzenschutzmittel sollen teilweise uralt und alle überlagert sein. Damit sind sie in Deutschland nicht mehr einsetzbar und auch in Albanien größtenteils nicht zugelassen. Sie enthalten Quecksilber, Dioxine und krebserregende Lösungsmittel.
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