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Gesundheit auf hölzernen Füßen

■ Holzstaub: Die verdrängte Krebs-Gefahr im Baumarkt   Von Ruth Hoffmann und Vera Stadie

Es ging heiß her am Dienstag abend im CCH bei der Fachtagung „Arbeitssicherheit und Umwelt“. Streitpunkt war der Holzstaub, der auch Gegenstand einer heftigen Kontroverse zwischen der Hamburger Tischlerinnung und dem Amt für Arbeitsschutz ist. Schon seit zwanzig Jahren besteht der Verdacht, daß Holzstäube krebserregend sind: „176 Fälle von Nasenkrebs“ sind nach Angaben von Gesundheitssenator Ortwin Runde bundesweit bekannt, die wahrscheinlich auf Holzstäube zurückzuführen sind.

Bereits seit vielen Jahren weist das Amt für Arbeitsschutz die holzverarbeitenden Betriebe Hamburgs auf das Risiko und die gesetzlichen Vorschriften zum Schutz der ArbeiterInnen hin. Nach Prüfung von bisher rund hundert Betrieben müsse man aber von einer „sehr lückenhaften Umsetzung“ sprechen, sagt Dr. Bernd Wüstefeld, Leiter des Arbeitsschutzlabors.

Denn nicht alle 600 holzverarbeitenden Betriebe in Hamburg sind mit modernen Absauganlagen an den Sägen ausgestattet. Es sei noch nicht geklärt, ob der Staub krebserregend ist, wehrt OBI-Baumarkt-Leiter Thomas Baruschke ab. Frei nach dem Motto: Wo gehobelt wird, fallen Späne, erklärt er, Holzstaub ließe sich eben nicht vermeiden.

Das scheint besonders deshalb bedenklich, weil bei OBI und in anderen Heimwerkermärkten Buchenholz, dessen Stäube als besonders krebserregend gelten, zusehends mehr gefragt ist, „weil Tropenholz nicht mehr verarbeitet werden soll“, wie Baruschke erklärt.

Die Mitarbeiter seien angehalten, eine Staubmaske zu tragen. Die würden sie allerdings bei Verkaufsgesprächen abnehmen, schließlich könnten sie nicht den Kunden mit so einem weißen Ding vor der Nase gegenübertreten: „Die Kunden halten das für unfreundlich“.

Ähnlicher Ansicht ist Claus Heldt, stellvertretender Obermeister der Hamburger Tischlerinnung: „Wir Tischler, die wir schon seit Jahrhunderten mit dem Holzstaub leben, sollen nun an den Maßnahmen sterben, die die Behörde verordnet“, klagte er am Dienstagabend im CCH drastisch. Die Absauganlagen, Schutzvorrichtungen und neuen staubgeprüften Maschinen, die viele Tischler jetzt laut Gefahrstoffverordnung anschaffen müßten, würden viele Betriebe in den Ruin treiben. Zehn Prozent der holzverarbeitenden Betriebe in Hamburg müßten schließen, denn sie könnten die 40.000 bis 80.000 Mark für die Schutzvorrichtungen nicht aufbringen.

„Wer so argumentiert, der hat seit zwanzig Jahren versäumt, den Bestimmungen nachzukommen. Die Betriebe hatten genug Zeit dazu.“ sagt der Leiter des Amtes für Arbeitsschutz Mathias Frommann. Auch die vom Fachverband veranschlagten Kosten für die Umrüstung eines Betriebes seien „viel zu hoch gegriffen“.

Das Beispiel eines Holzmarktes an der Max-Brauer-Allee in Altona scheint diese Einschätzung zu bestätigen: Hier wird der ungesunde Staub mit einer modernen Anlage abgesaugt, die Maschine trägt das Prüfzeichen „staubgeprüft“.

Aus Vorsorge für die Mitarbeiter habe man die nur 12.000 Mark teure Anlage angeschafft, so Filialleiter Manfred Korts, denn daß die feinen Holzstäube gesundheitsgefährdend seien, wäre ja schon lange bekannt.

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