Kampnagel: „Irre gute Ideen“

■ Zwei Bebauungsplane wurden in der Liegenschaft diskutiert / Hermetische Zelle oder kulturgerechte Nutzung?   Von Till Briegleb

Die zukünftige Gestaltung des Kampnagel-Geländes nimmt konkrete Fromen an. Am Dienstag wurden nach Informationen der taz die konkurrierenden Entwürfe der beiden Entwicklerbüros B&O-Consulting und Röhr&Partner zum ersten Mal im Liegenschaftsamt von den beteiligten Behörden diskutiert. Die zwei Konzepte unterscheiden sich in allen wichtigen Punkten grundsätzlich. Insbesondere in der Frage der Wohnbebauung, dem Hauptstreitpunkt zwischen den Behörden, den man von den Entwicklern gelöst haben wollte, gehen die Entwürfe konträre Wege.

Der Plan von Klaus Bohn für Röhr&Partner trägt dabei den Wünschen der Kulturfabrik weit mehr Rechnung als die Ideenskizze, die der HfBK-Professor Hans-Günther Burkhardt für B&O-Consulting entworfen hat. Bohn verzichtet ganz auf eine konventionelle Wohnbebauung und schlägt vor, längs der Jarrestraße fünfgeschossig Apartments für Künstler, die nur vorübergehend in der Stadt weilen, sowie zwei Staffelgeschosse mit Ateliers zu bauen. Diese spezielle Nutzung würde den befürchteten Konflikt zwischen Kampnagel und Anwohnern weitgehend entschärfen.

Gleichzeitig nimmt Bohn die „irre guten Ideen“ auf, die die Kampnagelleitung mit den Architekten Marg und Winking entworfen hatte (taz berichtete). Eine großes Tor zwischen zwei Bürokomplexen zur Barmbeker Straße hin soll über einen Skulpturen-Park eine Flucht mit dem „gläsernen Foyer“ bilden, das sich Jack Kurfess, kaufmännischer Leiter der Kulturfabrik, quer duch den Hallen-Komplex wünscht. Auch zum Osterbek-Kanal hin soll ein Zugang mit einer Fußgängerbrücke entstehen.

Der vordere Teil der Fundushalle müßte weiteren Büroräume weichen, im hinteren Teil sollen Räume Gastronomie und Ateliers entstehen. Für die 25.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche gibt es angeblich schon diverse Interessenten.

Burkhardts Entwurf legt dagegen das Hauptgewicht auf einen großen Komplex längs der Barmbeker Straße, der relativ dicht an die Halle herangeführt würde. Eine Passagen-Zeile soll den Komplex in zwei Quarrees unterteilen, die sowohl zur Straße wie zu den Hallen Gewerbebauten ausweisen. In einem der Gevierte wünscht sich Burkhardt zwei oder drei dreigeschossige Wohnterrassen, die durch die Bürobauten geschützt wären, im anderen einen grünen Innenhof mit Gastronomie.

Die Fundushalle soll als Hülle komplett erhalten werden und mit 4-geschossigen Maisonette-Häusern gefüllt werden, die zur Südseite Wohn-, zur Kampnagelseite Gewerbenutzung ausweisen. Die Jarrestraße würde nach diesem Plan einen weiteren Bürohausriegel erhalten. Von den 24.000 Quadratmetern Geschossfläche wären knapp 11.000 Wohnraum. Innerhalb von drei Wochen will die Behörde über die Entwürfe entscheiden