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Feuer in den Augen

■ Handball-Weltmeisterschaft der Frauen in Norwegen / Nach dem knappen Sieg gegen Tschechien und Slowakien träumt das deutsche Team wieder vom Titel

Eidsvoll (dpa/taz) – Mit ausgesprochen hohen Ansprüchen hatte Bundestrainer Lothar Doering die besten deutschen Handballerinnen in das Weltmeisterschaftsturnier in Norwegen geschickt. Schließlich findet im nächsten Jahr die Europameisterschaft in Deutschland statt, und beim Veranstalter grassiert die eitle Hoffnung, daß ein Erfolg bei der WM eine Art Zuschauerboom bei der EM nach sich ziehen würde. „Je besser wir in Norwegen abschneiden, desto besser läßt sich die Europameisterschaft vermarkten“, glaubt Doering, „alles was schlechter als Platz vier liegt, wäre eine Enttäuschung.“

Diese Vorgabe hatte der Coach, der eine Diplomarbeit über die Psyche Handball spielender Frauen geschrieben hat, seinen Spielerinnen möglicherweise etwas zu häufig eingehämmert und sie zudem mit markigen Sprüchen eingeschüchtert. „Wer aus der Rolle fällt, findet neben seinem Frühstück auch sein Rückflugticket“, hatte Doering vor dem Turnier gedroht und bereits im Vorfeld die Lützellindenerin Katja Kittler kurzfristig ausgemustert, weil er bei ihr „kein Feuer in den Augen“ feststellen konnte. Doch wie schon bei den Olympischen Spielen in Barcelona, hielten die Akteurinnen dem psychischen Druck in einem wichtigen Spiel nicht stand und verloren in der Vorrunde gegen Rumänien mit 21:24. „Fast die gesamte Mannschaft stand neben ihren Schuhen. Wenn mir jemand erzählen will, daß alles gegeben wurde, dann haben wir eine Medaille nicht verdient“, wetterte der 43jährige Trainer aus Leipzig.

Die Niederlage war ein herber Dämpfer, doch eine günstige Auslosung, die die starken Konkurrentinnen aus Rußland, Dänemark und Norwegen allesamt in die Hauptrundengruppe I beförderte, während es die Deutschen in die Gruppe II unter anderen zu den schwächer eingeschätzten Teams aus Österreich und den USA verschlug, ließ die Titelträume weiter keimen. Voraussetzung dafür, doch noch den ersten Gruppenplatz zu ereichen, war jedoch ein Sieg am Dienstag gegen die tschechisch-slowakische Auswahl, der dann – allerdings denkbar knapp mit 22:21 – auch geschafft wurde. Heldin des Abends war vor 800 Zuschauern Torfrau Sabine Adamik, die 26 Sekunden vor Schluß einen Siebenmeter parierte.

„Hier läßt man mehr Nerven als beim spannendsten Krimi“, klagte Doering nach dem Schlußpfiff, bescheinigte seinem Team diesmal aber eine gute Leistung: „Bis zur 50. Minute haben wir so Handball gespielt, wie ich mir das vorgestellt habe.“ Da schien das Match dank der Wurfsicherheit der Buxtehuderin Andrea Bölk (sechs Treffer) und der Lützellindenerin Bianca Urbanke (5) bei einer 21:14-Führung schon gewonnen, doch dann erlosch das Feuer in den Augen wieder, und sechs Gegentore in Folge sorgten noch für ein dramatisches Finale. Die Aussichten auf den ersten Gruppenplatz wurden zusätzlich genährt durch die überraschende 15:16-Niederlage der Rumäninnen gegen Österreich, und wenn den Deutschen am Freitag gegen die Alpenländerinnen ein ähnliches Schicksal erspart bleibt, könnte Lothar Doerings erklärtes Vorhaben doch noch wahr werden: „Wir wollen im Konzert der weltbesten Handball-Nationen eine führende Geige spielen.“ Ob das allerdings ausreicht, im nächsten Jahr bei der EM die Hallen zu füllen, darf füglichst bezweifelt werden.

Gruppe II: Deutschland - Tschechische/Slowakische Republik 22:21, Rumänien - Österreich 15:16, Schweden - USA 30:11; Tabelle: 1. Schweden 4:2; 2. Österreich 4:2; 3. Tschechische und Slowakische Republik 4:2; 4. Deutschland 4:2; 5. Rumänien 2:4; 6. USA 0:6

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