■ In Schweden wachsen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit: Der Lack ist ab
Was ging schief? Gerade Schweden hat sich immer eingebildet, durch eine betont solidarische Gesellschaftsstruktur tolerante Mitmenschen heranwachsen zu lassen. Doch das, was sich in all den letzten Jahren an diesem seltsamen 30. 11., dem Todestag des nationalistischen Königs Karl XII., abgespielt und entwickelt hat, muß erklärbar sein. Jahrelang waren die, welche Hakenkreuzfahnen schwenkten, wenige Verrückte, um die sich die Polizei nicht weiter kümmern wollte. Doch das damals noch abstrakte Feindbild „Ausländer“ wuchs immer mehr zu einer persönlichen Zukunftsgefährdung, je höher die Arbeitslosenrate stieg, je mehr auch Jugendliche Angst vor ihrer Zukunft bekamen. Plötzlich war selbst das Singen der Nationalhymne an den Schulen „in“. Die Gesellschaft reagierte mit Unsicherheit. Hier mit Verboten – an manchen Schulen ist das Singen der Hymne verboten –, dort mit Weggucken – die Justiz macht Skinheads zu unreifen Jugendlichen. Oder mit Aufklärung: Am 30. 11. etwa veröffentlichte die große Stockholmer Tageszeitung Dagens Nyheter eine 12seitige Beilage über die Geschwister Scholl. Schwedens Anderssein war eine dünne Schminke. Sie ist jetzt verwischt. Das zu erkennen, ist vielleicht der wichtigste Schritt: Wir sind nicht anders, wir müssen daher genauso wachsam sein. Reinhard Wolff, Stockholm
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