: Aus Müll mach Methanol
■ Restmüll- Verwertung ohne Schornstein
„Nicht alles, was aus der ehemaligen DDR kommt, ist schlecht“, findet Umwelt-Staatsrat Uwe Lahl. Aus der DDR kommt das Verfahren zur „Flugstromvergasung“, mit dem Bremen möglicherweise sensationell neue Wege bei der Abfall- Entsorgung einschlagen kann. In der DDR wurde das Verfahren eingesetzt, um Kohle-Reste zu verbrennen und so die Städte mit Gas zu versorgen - die SU lieferte ihr Erdgas vornehmlich gegen harte Devisen in den Westen. Das Hamburger Ingenieurbüro Born/Ermel, das im Auftrage des Bremer Umweltressorts verschiedene Ideen für eine „Restabfall-Beseitigungs-Anlage“ (Raba) geprüft hat, schlägt nun vor, dieses technische Verfahren einzusetzen, um aus Restmüll verschiedene Wertstoffe wie die Metalle, Schwefel und glasförmige Schlacke (als Baustoff) auszugliedern und den Rest chemisch in Methanol zu verwandeln.
„Verbrennen“ darf man dazu nicht sagen, sagt Staatsrat Lahl, obwohl der chemische Prozeß unter großer Hitze - über 1000 Grad - stattfindet. Aber das Wort „verbrennen“ weckt in der Umweltbehörde zuviele Assoziationen an die Müllverbrennung und wird deshalb vermieden. Der Vorteil der neuen Verfahren: die entstehende Hitze wird für den Prozeß verwertet, praktisch wird kein Schornstein benötigt. 95 Prozent der Wertstoffe, die im Restmüll enthalten sind, werden herausgefiltert.
Natürlich bestehen bei einer neuen Technologie Risiken. Lahl ist optimistisch, daß sie funktioniert, weil das Verfahren in den neuen Bundesländern erprobt ist. Die Gutachter sind etwas vorsichtiger: weil zwei Verbrennungsanlagen im Lande Bremen laufen, könnte ein „fließender Übergang“ zu der neuen Technik stattfinden. Der Schornstein der Bremer MVA aber, so steht es in diversen politischen Programmen, soll endlich und spätestens 1997 dichtgemacht werden.
K.W.
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