: „Die Killerwaffe Nummer eins“
■ Bundesweite Kampagne fordert Ächtung von Landminen
Bonn (taz) – Die Ächtung von Landminen wollen Menschenrechts- und Umweltgruppen zum Wahlprüfstein der bevorstehenden Wahlkämpfe in der Bundesrepublik machen. Weltweit fordern Minen jeden Monat 800 Todesopfer und rund 450 Verletzte, sagte die Koordinatorin der deutschen Kampagne gegen Landminen, Angelika Beer, gestern anläßlich des 10. Jahrestages des Inkrafttretens der UN-Minenkonvention in Bonn. Vor allem in den ärmeren Regionen der Erde liegen ihrer Schätzung nach mehr als 120 Millionen Landminen älterer Bauart, die zur „Killerwaffe Nummer eins“ geworden seien. Die Not zwinge die Zivilbevölkerung, sich bei Landwirtschaft oder der Suche nach Brennholz in vermintem Gebiet in Gefahr zu begeben.
In der internationalen Kampagne gegen Landminen haben sich Umweltschutz-, Menschenrechts- und Hilfsorganisationen zusammengeschlossen. Sie fordern, die Entwicklung, den Export und die Anwendung der heimtückischen Waffe zu verbieten. Die UN-Landminenkonvention, die von der Bundesregierung unterzeichnet wurde, ächtet nach Angaben von Angelika Beer nur eine „besonders perverse Gattung von Landminen“, die als Spielzeug getarnt in Afghanistan eingesetzt wurde. Weiter empfehle sie lediglich die Kartierung von Verlegungsarealen und die Schonung von Gebieten, in denen Zivilisten wohnen.
Im Bundeshaushalt 1994 sind nach Angaben der Kampagne mehr als 350 Millionen Mark für neue Minen und Minenverlegesysteme vorgesehen. Auskünfte über Forschungsmittel für die Entwicklung neuer Minensysteme würden mit Hinweis auf die Geheimhaltung verweigert. Die Bundesregierung fordert die Minengegner auf, eine Überprüfungskonferenz zur zehn Jahre alten UN-Konvention zu beantragen und die weltweite Ächtung dieser Waffen zu betreiben. Die rund dreißig Gruppen, die zu den Unterstützern der deutschen Kampagne gehören, haben seit dem 1. September bereits 20.000 Unterschriften für dieses Ziel gesammelt. mon
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen