: Faust nicht an Aids gestorben
■ Lebensgefährte hatte Kulturkritiker erhängt aufgefunden
Der Berliner Autor und Kulturkritiker Wolfgang Max Faust ist offenbar nicht wie bisher offiziell vermeldet an Aids gestorben. Nach Darstellung der Bild am Sonntag hat sich Faust erhängt. Am ersten Dezemberwochenende, so berichtet das Boulevardblatt unter Berufung auf seinen Lebensgefährten, habe der 49jährige seine Freunde zum Essen eingeladen. Später sei er noch einmal allein spazierengegangen. In der Nacht habe ihn dann sein Freund in seiner Wohnung erhängt aufgefunden.
Wolfgang Max Faust, der seit 1987 von seiner HIV-Infektion wußte, veröffentlichte im Frühjahr dieses Jahres mit „Dies alles gibt es also. Alltag, Kunst, Aids“ ein vielbeachtetes Buch zum Thema Aids und dem Ende der Kunst. In einer Montage zwischen kulturtheoretischen Reflexionen und autobiographischen Szenen konstatierte er nicht nur das „Verschwinden der Kunst“, sondern kritisierte vor allem die Kunstszene als elitären Betrieb, bei dem sogar Gelder der Mafia gewaschen würden. Zu seiner Aids-Erkrankung meinte der ehemalige Chefredakteur der Kulturzeitschrift Wolkenkratzer, sie schärfe den Blick auf die Realität. „Seit ich meine Situation akzeptiere“, sagte er noch im Frühjahr in einem Spiegel-Interview, „spüre ich eine große Kraft in mir. Die alte Formel ,Stirb und werde‘ bestimmt meinen Blick – auf mich selbst und die Kunst.“
Nach Aussagen seines Lebensgefährten, berichtet die BamS, habe Faust in der Vergangenheit immer wieder über Selbstmord nachgedacht, obgleich sein gesundheitlicher Zustand als stabil gegolten habe. Wolfgang Max Faust wurde am vergangenen Freitag in Berlin beerdigt. wera
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