piwik no script img

Jetzt auch Süssmuth?

■ Das Karussell der potentiellen Weizsäcker-Nachfolger dreht sich weiter

Berlin (taz) – Alle Wochenenden wieder, wenn die Nachrichtenmagazine aus München und Hamburg ihre Vorabmeldungen verbreiten, dreht sich das Karussell der Bundespräsidenten-KandidatInnen eine Runde weiter. Den Hit landet diesmal der Spiegel: Kurt Biedenkopf, der ausgewiesene Kohl-Gegner, habe die (ebenfalls beim Kanzler in Ungnade gefallene) Rita Süssmuth vorgeschlagen. Die Nachricht, man habe die derzeitige Bundestagspräsidentin schon gefragt und sie sei nicht abgeneigt, ließ Süssmuths Büro selbstverständlich dementieren.

Focus, das Magazin für Schnelle, ließ seinerseits den einstigen Jungstar der Ost-CDU und heutigen sächsischen Umweltminister, Arnold Vaatz, zu Wort kommen: Er spricht sich für Jens Reich aus. Verwunderlich nur, daß ausgerechnet Vaatz, der vehement für den Nationalkonservativen Heitmann plädiert hatte, jetzt auf einen Kandidaten setzt, der Bündnis 90/ Die Grünen nahesteht.

Kanzler Kohl, den beide Vorschläge nicht freuen dürften, deutete derweil an, er werde Roman Herzog unterstützen („ansehnlicher Bewerber“). Den SPD-Bewerber Johannes Rau griff Kohl wegen dessen früherer Haltung zur DDR an: Er habe seinerzeit die nordrhein-westfälischen Beiträge zur Finanzierung der sogenannten Erfassungsstelle für Menschenrechtsverletzungen durch die DDR gestrichen.

Angesichts der Kandidatensuche und -schelte wollte auch CSU- Chef Waigel nicht abseits stehen: Zu den möglichen Kandidatinnen sagte er, in seiner Partei bestehe schon „keine starke Neigung“ für die von der FDP vorgeschlagene Hildegard Hamm-Brücher, aber für Rita Süssmuth falle die Zustimmung noch geringer aus. Hamm- Brücher ihrerseits deutete Unterstützung für Herzog an: Sie könne sich vorstellen, auch im dritten Wahlgang zu kandidieren. Das würde Herzog die nötige einfache Mehrheit gegen Rau sichern. MR

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen