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■ Das PortraitHelmut Zilk

Daß Wiens Bürgermeister Helmut Zilk ein Opfer der Serie von Anschlägen (Seite 8) geworden ist, hat die österreichische Bevölkerung tief erschüttert. Der Sozialdemokrat ist über Wien hinaus beliebt und gilt als Mann, der mit allen reden kann – quer durch die politischen Lager. Er scheut sich aber auch nicht davor, die Mitglieder seiner eigenen Partei vor den Kopf zu stoßen: so gehörte er zu den wenigen Politikern seines Landes, die davor gewarnt haben, Österreichs Rechtsaußen Jörg Haider politisch zu isolieren. Der bezeichnet Zilk als seinen „väterlichen Freund“.

Bürgermeister von Wien Foto: Reuter

Entsprechend ambivalent war auch die Rolle Zilks, der immer ein Ohr am Stammtisch hatte, in der österreichischen Ausländerdiskussion. Im Sommer diesen Jahres verteidigte er die äußerst restriktiven Zuwanderungs- und Asylgesetze: Man müsse das „subjektive Sicherheitsbedürfnis der Österreicher“ ernst nehmen. Andererseits aber gehörte Zilk zu den ersten, die eine verstärkte Integration von Ausländern forderten und immer wieder für mehr Verständnis warben.

Zilk ist Medienprofi. Der gelernte Pädagoge war jahrelang als Journalist tätig. Zwischen 1967 und 1974 war er Programmdirektor des Österreichischen Fernsehens (ORF). Acht Jahre lang betreute er die ORF-Sendung „In eigener Sache“ – eine Publikumssendung, in der sich Zilk als Moderator zum Anwalt der Anliegen „des kleinen Mannes“ machte.

Nach einem kurzen Zwischenspiel als Minister für Unterricht und Kunst wurde Zilk, der mit der Schauspielerin Dagmar Koller verheiratet ist, 1984 erstmals zum Bürgermeister von Wien gewählt. Im kommenden Jahr wollte der 66jährige sein Amt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.

Vor kurzem erfüllte sich Zilk, wie er selbst erklärte, einen „Herzenswunsch“: die Errichtung eines jüdischen Museums in Wien. Gegen dieses Projekt hatte es vielfältige Intrigen gegeben. In der Stadt des Antisemitismus gehörte Zilk sicher zu jenen, die der Jüdischen Gemeinde und ihrer Kultur tiefe Achtung entgegenbrachten. Der Bürgermeister wurde deshalb auch immer wieder in einschlägigen rechtsradikalen Publikationen beschimpft. So unter anderem in der Zeitschrift Halt des Gerd Honsik, der in Österreich rechtskräftig verurteilt wurde, aber flüchtig ist. Christoph Silber

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