■ Das Portrait
: Kurt Beck

Neuer Vorsitzender der rheinland-pfälzischen SPD Foto: Stefan Husch/retro

Der Mann heißt Beck und sieht aus wie ein normannischer Ritter aus dem 11. Jahrhundert – seine Obsession für „cholerische Verbalausfälle“, die ihm seine politischen Gegner im rheinland- pfälzischen Landtag zu Mainz boshaft attestieren, war tatsächlich eine Charaktereigenschaft des mittelalterlichen Herrenmenschen. Kurt Beck (44) ist seit dem Wochenende der neue Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Sozialdemokraten. Und Beck – so will es sein Vorgänger Rudolf Scharping – soll nach der Bundestagswahl auch Ministerpräsident im Land der Rüben und Reben werden. Daß Beck seit der Übernahme der Kronprinzenrolle „ruhiger und damit auch aus- und berechenbarer geworden“ sei, glauben heute die von Scharping 1992 verschmähten Grünen, die mit dem Fraktionsvorsitzenden Beck im Landtag manchen Strauß ausgefochten haben. Der in Bad Bergzabern an der Grenze zum weinseligen Alsace geborene Beck ist nicht Mitglied der „Toscana“-Fraktion der SPD – und deshalb der Freund von Scharping. Der Sohn eines Maurers ging als Zeitsoldat zur Bundeswehr und machte dort eine Lehre als Elektromechaniker. Mit 23 Jahren trat Beck in die SPD ein, fünf Jahre später (1977) war er schon Landtagsabgeordneter. Zu Hause in Steinfeld im Landkreis Südliche Weinstraße ist Beck seit 1989 auch ehrenamtlicher Bürgermeister. Daß Bodenständigkeit und -haftung in Kombination mit sozialem Engagement in der rheinland-pfälzischen SPD noch immer mehr als nur mehrheitsfähig sind, haben die Delegierten des Landesparteitages nachdrücklich unter Beweis gestellt: 96 Prozent der Stimmen lagen für Beck in der Wahlurne. Scharping selbst hatte es 1991 bei seiner Wahl zum Parteivorsitzenden nur auf 93,4 Prozent gebracht. Mit dem klaren Votum für Beck wurde auch die Nachfolgefrage für den bald vakanten Ministerpräsidentensessel (mit-)entschieden. Rudolf Scharping will Kanzler werden – und Beck sein getreuer Ekkehard am Rhein. Wird Beck tatsächlich Ministerpräsident, werden die Grünen am Tag der Vereidigung vor der Landtagssitzung „sicherheitshalber“ in die Apotheke gehen: „Betablocker“ (Grüne) für den roten Choleriker – zur Wahrung der Würde des Amtes und zum Wohle der Landtagsabgeordneten. kpk