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Trauerspiel Hamburger Kinderkultur

■ Der „KinderKultur-Führer“ verschafft erstmals einen Überblick über eine rege, aber arme Szene

Die Frustration unter Hamburgs Kinder-Kultur-Aktivisten ist horrend. Fehlende Ansprechpartner in den Behörden, Inkompetenz und Desinteresse bei den Parteien und eine unübersichtliche Anzahl von Kleinst-Subventionen, verteilt über unzählige Haushaltsposten, sind für die Verärgerung verantwortlich, die aber nicht in Resignation umschlägt. Die neueste Initiative ist der Verein Kinder können Kultur, der sich 1992 aus einer Abschlußklasse des Studiengangs Bildungs- und Kulturmanagement an der HWP gebildet hat. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die an unglaublich vielen Schauplätzen einzelkämpferisch vor sich hinwurstelnde Kinder-Kulturszene stärker zu vernetzen, um die gemeinsamen Interessen besser vertreten zu können. Außerdem will man selbst initiativ in der Kinderkultur werden.

Die bisherigen Aktivitäten des Vereins waren eine Tagung im April diesen Jahres, auf der staatliche und freie Kinderkultur-Vertreter aus anderen Städten die dortigen Konzepte und Vorhaben präsentierten, sowie die Kinderaktion im Juni, die mit großem Erfolg inklusive Presseecho im Völkerkundemuseum und auf dem Campus der Uni stattfand.

Nun hat der Verein den KinderKultur-Führer vorgelegt, der erstmals einen halbwegs vollständigen Überblick über die Hamburger Szene liefert. Das von Jörn Bender und Jörg Haslbeck editierte Kompendium stellt in kurzen Beschreibungen und unterteilt in Sparten alles vor, was auch nur marginal für Kinder von Interesse sein könnte. Neben den Kindertheatern, den Kultur- und Jugendzentren, die Kinderarbeit leisten, den Abenteuerspielplätzen oder den Spielotheken finden sich auch Initiativen, Vereine, Behördenteile und Einzelpersonen, die sich mit Kinderkultur beschäftigen. So zum Beispiel die Initiative für ein Kindermuseum von Margot Reinig oder Mitmachtheater und -zirkusse. Auch Beratungsadressen, etwa für Suchtpräventation oder zur Hilfe bei sexuellem Mißbrauch, umfaßt der übersichtlich gestaltete Kompass. Ein Register erleichtert zudem den Zugriff auf die Adressen.

Doch trotz des relativ weit gefächerten Angebots, das der KinderKultur-Führer präsentiert, sei der Eindruck völlig falsch, so Bender, daß in Hamburg für Kinderkultur genug getan werde. Insbesondere an die Hamburger Kulturbehörde richten sich die Forderungen der Kinderkultur-Macher. Ihre zentrale Anliegen zielen auf die Einrichtung eines Kinderkultur-Referats, die Entwicklung einer kulturpolitischen Konzeption für Kinderkultur sowie einen Grundsatzbeschluß für die Festlegung eines Prozentsatzes der Kultursubventionen, der für Kinderkultur reserviert bleibt.

Bisher tun sich die Behörden äußerst schwer, die Größe zu beziffern, die dafür aufgewendet wird. Die Schulbehörde sieht sich völlig außerstande, die Mittel zu isolieren, die Kulturbehörde weist 1.75 Millionen Mark für Kinderkultur aus, fügt aber hinzu, daß in anderen Subventionsposten versteckt durchaus auch noch Kinderkultur unterstützt werde. Die angegebene Summe umfaßt knapp 0,5 Prozent des Kulturhaushaltes, während 210.000 Kinder in Hamburg immerhin 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Diese durch die Segmentierung der Gelder in verschiedene Haushalte entstehende fehlende Übersicht könnte durch die Einrichtung eines Kinderreferates beseitigt werden. Außerdem versprechen sich die Kinderkultur-Macher, die oft in Selbstausbeutung bis zur Schmerzgrenze agieren, von einem solchen Referat ein verstärktes Bewußtsein für die bestehenden Mängel. Till Briegleb

Der KinderKultur-Führer ist zu beziehen über: Querstreifen, Herrengraben 22, 20459 Hamburg, Tel: 36 38 12 und kostet 3,50 Mark

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