„Unglaubwürdige Kritik“

■ Jürgen Twisselmann (Mieter helfen Mietern) zur Kritik am Mietenspiegel

taz: Die Grundeigentümer laufen Sturm gegen den neuen Mietenspiegel. Da sie auf Grundlage des Mietenspiegels die Mieten nur gering erhöhen können, so klagen sie, fehle ihnen das Geld für dringend benötigte Neubauvorhaben.

Jürgen Twisselmann: Die durchschnittliche Steigerung der Mietspiegelwerte von 4,45 Prozent pro Jahr liegt noch über der Entwicklung der Lebenshaltungskosten. Es ist unseriös, die Mietpreisentwicklung vor diesem Hintergrund als Gefährdung des Wohnungsbaus zu bezeichnen. Wenn die Grundeigentümer beklagen, in vielen Mietspiegelfeldern liege die Steigerung unter dem Durchschnitt von 8,9 Prozent, dann verschweigen sie: Für andere Bereiche gilt das genaue Gegenteil. Leider haben wir zum Teil Preissprünge über 25 Prozent zu verzeichnen.

Was den Vermietern wenig hilft, die über Wohnungsbestände verfügen, die sich in die Mietspiegelfelder einordnen lassen, bei denen die Mietpreise gesunken sind.

Das betrifft vor allem Felder, in die ehemalige Sozialwohnungen gehören, die zu Tausenden aus der Preisbindung gefallen sind. Sie sind jetzt erstmals mit ihren niedrigen Mieten in die Erhebung mit eingegangen. Das ist Marktrealität und muß im Mietenspiegel mit berücksichtigt werden.

Realität wird aber, so behaupten die Grundeigentümer, in dem Mietenspiegel sowieso nicht abgebildet. Dazu sei die Datenbasis zu klein.

Über die Datenbasis von rund 3.500 Interviews bestand im Arbeitskreis Mietenspiegel seit Beginn der Erhebung Konsens, auch die Vertreter der Grundeigentümer waren damit einverstanden und hielten diese Anzahl für ausreichend. Der Mietenspiegel 1989 hatte mit 3.484 verwerteten Interviews die gleiche Grundlage wie der neue. Kein Gericht hat diesen Mietenspiegel angezweifelt, und deshalb wird auch kein Gericht den Mietenspiegel 1993 infrage stellen.

Fragen: Marco Carini