: Nie mehr Pferdestall
■ Das KAMA-Ensemble will das Schloßpark Theater pachten
„Rettet das Schiller-Theater“, kreischte es von den Transparenten in der Bismarckstraße nach dem Schließungsbescheid monatelang vergeblich. Über eine Rettung des Schloßpark Theaters wurde nicht einmal im Flüsterton gesprochen. Zu abgelegen in Steglitz, zu konventionell in seinem Spielplan der modernen Klassik, zu durchschnittlich insgesamt. Ohne Bedauern hätte man es dem Rückwärtsfall in seine eigene Geschichte überlassen, dieses Kino in der Vor-Barlogschen Ära, den einstigen kurfürstliche Pferdestall.
Dem KAMA-Theater kommt der Theaterschlauch jedoch gerade recht. Berlins „erstes musikalisches Privattheater“ bewirbt sich jetzt um das Haus hinter dem Steglitzer Kreisel. In den zwei Jahren seines Bestehens hat sich das Kreuzberger Ensemble unter der Leitung von Katja Nottke und Claudio Maniscalco einen guten Ruf erworben. Zur derzeitigen Aufführung, „Edith Piaf – ich bereue nichts“, sind bereits 40.000 Zuschauer in die Schwiebusserstraße gepilgert – eine Auslastung von 97 Prozent. Um aber wirtschaftlich erfolgreich zu sein, muß man expandieren. Das Haus in der Schwiebusser Straße ist mit seinen 100 Plätzen zu klein, um die Produktionskosten wieder einzuspielen. Bei 300 Vorstellungen im Jahr und geplanten Einnahmen von 3,5 Millionen Mark hofft die KAMA- Leitung auch weiter ohne Subventionen auszukommen.
Als nächste Produktion ist für den 14.Januar die Uraufführung eines „Midlife Musicals“ von Gregor Köhne und Kilian Piramovski angesetzt. Schon vor der dann folgenden Premiere im April wird die Entscheidung über die Zukunft des Schloßpark Theaters gefallen sein. Auch Rolf Hochhuth hat übrigens Interesse für das Haus angemeldet. Er träumt sicher von einem Autorentheater. Hochhuths Gesammelte Werke, ungekürzt und ohne Pause aneinandergereiht aufgeführt, würden für etwa neun Monate sämtliche Steglitzer Schlafstörungen kurieren. Komm, KAMA, komm. Petra Kohse
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen