Wenn der Postman wortklingelt

Eine geschlagene Dreiviertelstunde lang Aug' in Aug' mit dem derzeit populärsten Medien- und Zivilisationskritiker. Und das auch noch via Bildschirm! NDR-Autorin Christine Eichel filmte den Kommunikationsprofessor und Bestsellerautor Neil Postman, der den Begriff der „Medienökologie“ bereits 1958 erfunden haben will, fünf Tage lang in der Medien-Metropole am Hudson River. Zum Beispiel dekorativ im Central Park, siehe Foto.

Wer Postmans Bücher („Das Verschwinden der Kindheit“, „Wir amüsieren uns zu Tode“ oder „Das Technopol“) bisher nicht gelesen hat, muß dies nach dem Film ganz bestimmt nicht mehr tun. Der „Forscher im Mediendschungel“, so der Untertitel, wird von seiner deutschen Portraitistin aufs feinste ins Bild gesetzt. Mit viel elektronischer Spielerei zeitgemäß garniert, nicht jedoch durch störende Fragen unterbrochen.

Da dem Meister niemand widerspricht, kommt nichts vor, was nicht von Postman ist. Nennenswert nachgehakt wird auch bei Begriffen wie „Verweigerung der Hörigkeit“ oder „kulturpolitischem Widerstand gegen die Medien-Übermacht“ nicht. So steht Postmans populistisches Motto in Sachen Medienmüll und Reizüberflutung, daß „nichts wahr ist, weil alles wahr sein könnte“, auch über diesem Film. Der hört da auf, wo es eigentlich losgehen müßte.

Wir wissen also nicht, was der Professor of Communication Arts and Sciences gegen „cultural Aids“ (O-Ton) empfiehlt – außer der Erkenntnis, daß Otto Normalglotzer, Video-User und Computerfreak mehr Kontrolle über die Informationstechnologien benötigen. Rat- und rastlos hangeln wir uns weiter durch den „Mediendschungel“. Postman-Porträt, Sonntag, 21.15 Uhr, N 3 uk /Foto: NDR, Montage: taz