: Betr.: George Eliot
George Eliot im Alter von 38 Jahren, ebenfalls auf der Höhe ihrer Zeit. Fotos von ihr blieben unter Verschluß; die Dichterin legte keinerlei Wert darauf, in der Öffentlichkeit erkannt zu werden. Bertrand Russells Mutter saß „neben ihr auf dem Sofa“, und Eliot „sprach mit tiefer, lieblicher Stimme. Ihr Gesicht ist abstoßend häßlich durch das riesige Kinn, aber wenn sie lächelt, hellt es sich wundersam auf, und sie sieht sanft und freundlich aus.“ Eliot selbst war keineswegs nachsichtig mit ihrem Äußeren; von einem eher zärtlich-pastosen Portrait des Malers Frederic Burton meinte sie, im Liebreiz einer „unbesuchten Schafgarbe“ zu ähneln. Im Kontrast zu ihrem Distanzverhältnis, was ihre legendäre Häßlichkeit betrifft, stand aber ihre Identifikation mit der Verehrung ihrer Umgebung: „Junge Frauenspersonen suchen wie unabsichtlich ihr Kleid zu streifen oder dreist und absichtlich ihre Hand zu küssen. Sie steht diesen Begegnungen höchst ambivalent gegenüber. Persönlich ist es ihr zuwider, erkannt und angestarrt zu werden, aber als Madonna erscheint ihr die Verehrung angemessen. Anbetung adele den Charakter, glaubt sie, und wenn sich die Anbetung auch noch an eine würdige Figur hefte – tant mieux pour les adoratrices.“ So trug sie die Bürde, Vorbild zu sein, mit wachsender Feierlichkeit und Würde: „Ihre moralische Erhabenheit“, schwärmte ein Zeitgenosse, „überstrahlte selbst ihr Talent.“ Rivalinnen sahen das naturgemäß ganz anders: „Sie nahm sich offensichtlich ungeheuer wichtig und war immer im Dienst.“
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