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Seitenstich

Nun kann man die alljährliche Klage über die alljährlich aufgezwungene Festlichkeit ja wirklich nicht mehr hören. Das haben sich auch die Macher des heimischen Trendorgans „Bremer“ („Das Original für den Norden“) gedacht. Gegen besinnliches Herumlungern an den Feiertagen haben sie nämlich was: „xmas action“ – so prangt es verheißungsvoll, wenn nicht gebieterisch schon auf dem Titelblättchen, von wo der Nikolaus gleich mit der Fuselpulle droht. Drinnen folgen dem Motto dann seitenweise „Partytips für die Feiertage“, die den Aquisiteuren der heimischen Anzeigenblättchen die Tränen in die Augen treiben dürften: Ganz oben auf der Wunsch- bzw. Verkaufshitliste steht ein Abend in der Bremer Stadthalle („Die Silvesterparty des Nordens“), wo in drei Hallen 1) „Karibik, Soul & Disco“, 2) „Swing und Tanz“ und 3) „Rock, Pop und Oldies“ verbraten werden. Noch origineller ist der Tip, der „größten Silvesterparty der Stadt“ beizuwohnen, im heimeligen Weserpark nämlich - Top Act: Shakin' Stevens. Und an Weihnachten? Etwa dumm unterm Lichterbaum herumhängen? Nein: Ab geht's in die Stadthalle (diesmal: Bremerhaven), zum „Weihnachtszauber '93“, wo neben den Weathergirls auch Nummern wie „Hugos Couch Combo“ der Besinnungslosigkeit entgegenspielen. Wer den Kanal dann noch nicht voll hat, kann sich im „Bremer“ listenweise die aktuellen Disco- und Bistrotabellen reinziehen. So erfahren wir, daß u.a. das „Happy End“ am Heiligabend ab 22 Uhr zum Discobums ladet, daß die Pianobar im Marriott uns gnädig zwischen 17 und 23 Uhr Obdach gewährt und wir uns die restliche Zeit im XL-Club um die Ohren hauen können. Action für jeden Geldbeutel eben, und jeden Anzeigenkunden. tom

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